Ich hatte es ja schon mal erwähnt, dass Psychiater durchaus ein wenig… hmmm… seltsam sein können, aber dass das auch auf die MFAs übergreift war mir neu.
Folgende „Grundsituation“: Kundin kommt am Montag abend mit Rezept über Doxepin 10mg 1A Pharma 100St. Ihr fällt irgendwann auf dass erstens ein „aut idem – Kreuz“ darauf fehlt das sie verlangt hatte da wir es sonst gegen den Rabattvertragsartikel der Firma neuraxpharm tauschen müssen, und sie zweites keine 10mg sondern 100mg bekommen sollte. Ich rufe also in der Praxis an und bitte um ein neues Rezept nach Kundenwunsch. Der verordnende Arzt ist schon im Feierabend, wir sollen morgen nochmal anrufen.
Dienstag früh 8 Uhr halte ich den Hörer in der Hand und erreiche bei 5 Anrufen nur den Anrufbeantworter. Bei Versuch Nr.6 komme ich dann durch. Dort weiß niemand von garnichts, also bitte ich die MFA den Arzt wegen des Kreuzes zu fragen. Außerdem mache ich sie darauf aufmerksam, dass ab morgen laut gesetzlichen Vorgaben der Vorname des verordnenden Arztes auf dem Rezept stehen muss. Auf dem Arztstempel der Praxis stehen nämlich fünf Ärztenamen ohne Vornamen. Sie hat davon noch nie etwas gehört (wie 9 von 10 Arztpraxen die wir darauf ansprechen – hat da die KV geschlafen oder die MFA?), verspricht aber zurückzurufen.
Zwei Stunden später naht die Zeit die wir mit der Kundin verabredet hatten dass sie schon mal vorab das Doxepin holen kann, da wäre es dann ganz nett wenn man wüsste ob wir es denn auch abgeben dürfen.
Neuerlicher Anruf in der Praxis. Die Auskunft: der Arzt hat sich noch nicht dazu geäußert. Was denn das mit den Vornamen wäre? Ob den die MFAs nicht auch ergänzen dürfen. Meine Auskunft: dürfen sie, aber der Arzt muss das dann nochmal samt Datum abzeichnen. Gemeinschaftliches Aufregen über die Gesetzeswillkür.
Ich bitte daraufhin dass die Praxis uns innerhalb der nächsten halben Stunde zurück ruft und frage ob sie unsere Telefonnummer hat
„Na sicher, ich hab sie doch gerade angerufen!“
„Äääh nein… ich habe SIE angerufen…“
„Neiiiiin! Ah oh äh doch, stimmt ja (kicher) können Sie mir die Nummer nochmal geben? “
Puuh. Schwere Geburt das. 20min später ein Anruf aus der Praxis, am Telefon wieder eine andere MFA
„Ich rufe an wegen dem Doxepin Rezept. Der Doktor hat gesagt dass sie ruhig seinen Vornamen draufschreiben dürfen. Er heißt Andreas (kicher)“
„Was? Nein! Darum geht es doch garnicht! Ich will ein neues Rezept weil die mg Stärke nicht gestimmt hat und das „aut idem – Kreuz “ fehlt! Das mit dem Namen betrifft uns doch erst ab morgen! Und dann gilt was ich bereits gesagt hatte: wir DÜRFEN da nichts abändern.“
„Ach so! Das muss ich dann noch mal klären. Kann ich sie zurück rufen?“
„Jaaa!“
Wieder 10min später
„Hallo. Ich bins nochmal aus der Praxis Dres. Verpeilt & Verwirrt! Der Doktor hat gesagt dass sie das Kreuz machen dürfen und die mg Stärke geht auch in Ordnung.“
„Hallo. Nein. Das. Darf. Ich. Nicht. Ich brauche ein ganz neues Rezept das SIE uns bitte per Post zuschicken.“
„Reicht nicht auch ein Fax?“
„NEIIIIIN!“
„Also gut, dann schicken wir das heute noch raus, auf Wiederhören!“
„Haaaalt! Haben Sie denn unsere Adresse?“
Hatte sie nicht. Ich breche ins Essen, echt! Ich freu mich jetzt schon auf die kommenden Wochen und auf all die lustigen Telefonate die ich wegen diverser fehlender Vornamen führen darf. Zu allem Überfluss hat mir heute ein Kunde bei der Rezept Übergabe seinen Schweiß auf die Hand getropft. Wäh! Brrrr!
Bin ich froh, dass ich die Woche Urlaub habe und mir dieser Wahnsinn noch ein paar Tage erspart bleibt.
Was mache ich eigentlich, wenn der Arzt einen zweiten Vornamen hat? Und muss ich auch Schuhgröße und Lieblingsfarbe angeben lassen?
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Und ganz wichtig, Facharztrichtung. Bei manchen reicht ja jetzt schon nicht mehr der Platz, um alles vernünftig aufzudrucken.
Ich freue mich schon auf morgen, vor allem auf Klinikrezepte -.-
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Es gibt so Praxen….wir haben uns einen netten Brief erstellt, in dem wir der Praxis mitteilen, daß es ab heute so ist, daß Name, Vorname, Berufsbezeichnung, Adresse und Telefonnummer auf dem Arztstempel angegeben sein müssen. Dazu den Hinweis, daß wir alle Rezepte, die dem nicht entsprechen zum Ändern in die Praxis bringen werden. „um Ihnen und uns diesen Aufwand zu ersparen, bitten wir Sie Ihren Praxisstempel entsprechend zu ändern.“ Aber liebes Ptachen, die niedergelassenen Ärzte sind ja noch die harmlosesten! Warte mal auf die Klinikrezepte! Ich werde wohl im nächsten Notdienst VIELE Privatrezepte produzieren, denn ich kann unmöglich Rezepte in die Notfallpraxis zum ändern bringen.
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@Aponette: Handhabst du das so, dass du die Rezepte im Notdienst bei solchen Problemen nur als Privatrezept behandelst? Sollen die Patienten die dann später selbst einreichen?
Ich frage nur, weil ich selbst nur nebenberuflich ab und an Notdienste schiebe, daher habe ich mir für diese Fälle noch keine Strategie zurecht gelegt…Bis jetzt hatte es immer noch geklappt, das mit der Klinik zu klären und mit Fax und per Post nachgeschicktem neuen Rezept zu arbeiten.
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Im Moment noch kein akutes Thema, da mein nächster Notdienst erst in ein paar Wochen ist. Bis dahin hat sich das mit dem Stempel ja vielleicht rumgesprochen. Wir haben heute auch diverse Rezepte, die zu ändern waren. Immerhin hatte dann ganz plötzlich ein Arzt, den ich morgens angerufen hatte, mittags seinen Vornamen im Stempel ausgeschrieben ……klappt doch.
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So ein Fax angelehnt an den offiziellen Musterbrief haben wir auch verschickt. Das wandert glaube ich in den meisten Praxen ungelesen in den Papierkorb. Sogar die Praxen am Ort denen wir das Fax bereits letzte Woche geschickt hatten wussten von GARNICHTS. Das ist
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…irgendwie frustrierend.
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Oh man,
die suchen aber nach immer neuen Möglichkeiten, euch zu retaxieren …
Und die MFAs – das dürfte die Hitze sein, ganz bestimmt. Oder die haben in der Praxis mal eine Medi-Verkostung gehabt …
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Liebes ptachen,
weißt Du, was mich immer wieder irritiert? – Welchen Aufwand ihr betreibt, und so selbstverständlich noch dazu.
Ich als Kundin käme niemals auf die Idee, Euch meinem Rezept hinterherrennen zu lassen, Euch als Bote zu missbrauchen (ist mir ein Mal unabsichtlich passiert und war mir unglaublich peinlich), Euch als Fahrdienst anzufordern, und und und. Das ist ja haarsträubend, was ich hier so oft lese.
Warum laufen die Patienten nicht selbst los und regeln solche Geschichten? Es ist doch deren Arzt?
Service am Kunden ist ja schön und lobenswert, und Ausnahmen kann es auch immer mal geben, aber ihr macht euch ja kaputt auf Dauer…
(Ich hoffe, das verstehst Du nicht als Vorwurf. So ist es nicht gemeint. Nur Mitgefühl. Und Fassungslosigkeit darüber, was die Kunden euch alles aufbrummen.)
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Nein, ich denke ich verstehe das schon richtig 😉
Ich weiß nicht warum wir uns so den Allerwertesten abrennen für meist undankbare Kundschaft, ich kann nur sagen dass das bisher in jeder Apotheke so gehandhabt wurde in der ich gearbeitet habe. Ein Helfersyndrom der ganzen Berufsgruppe vielleicht?
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