Cui bono?

Zur Zeit sind wohl wieder Pseudo Customer unterwegs. Das sind einmal  von der Apothekerkammer entsendete „Einkäufer“ die in die Apotheke kommen, etwas kaufen und schauen ob die Beratung so war wie sie sein sollte. Das sind quasi die „Guten“, die nach dem Einkauf wieder reinkommen und dir ein Feedback geben wie gut oder schlecht sie sich beraten fühlten und was man verbessern kann. Auf die bin ich schon zwei mal getroffen.
Zum anderen sind es aber auch von Zeitungen, Zeitschriften oder Fernsehsendern geschickte Reporter die für ihre zum Teil sehr einseitige Berichterstattung (die bösen Apotheken beraten nicht oder verkaufen nur einen Haufen teuren Mist um sich zu bereichern) Material suchen. Man muss nicht lange überlegen woher der Wind weht. Es gibt Strömungen in der Politik die den Markt öffnen wollen, die Kettenbildung erlauben möchten, die es gut finden wenn Aspirin und Co. an Tankstellen verkauft werden darf. Beim lesen dieses Artikels kann es einem schlecht werden. Eine Apotheke ist kein Kaufladen wie jeder andere. Wir haben eine soziale Verantwortung die wir für unsere Kunden übernehmen, das kann Aldi und Shell nicht. Und das können wir wahrscheinlich auch nicht mehr wenn der „Laden“ irgendwann nicht mehr von seinem Inhaber geführt wird dem diese Verantwortung bewusst ist und der seinen Kopf dafür hinhält sondern von irgendeinem Konzern dessen Angestellte wir nur sind. Der wahrscheinlich am Personalschlüssel dreht um mehr Profit rauszuschlagen, der uns vielleicht nur noch auf Provisionsbasis bezahlt. Je mehr dem Kunden angedreht wird, desto besser. Nix mehr mit sozialer Verantwortung, da geht es dann um shareholder value wie überall sonst auch. Und das an einem Ort wo es sich um Gesundheit drehen sollte. Wollen wir das wirklich? Und was hätten wir davon? Ich hoffe mit meinem Blog auch den ein oder anderen branchenfremden Leser zu sensibilisieren. Wenn mal wieder so ein „Test“ im Fernsehen gezeigt wird – in wie vielen Apotheken war der Tester wirklich um 3 oder 4 zu finden die nicht beraten? Wer profitiert von diesen Berichten? Was steckt dahinter? Man muss immer hinterfragen „cui bono“?

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
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8 Antworten zu Cui bono?

  1. Nordmädchen schreibt:

    Abgesehen davon, dass ich den Medien generell kaum noch über den Weg traue, träfe solch ein Bericht sowieso nicht auf fruchtbaren Boden. Denn: Ich habe hier am Ort allein 5 Apotheken; in 3en davon war ich bereits, in 2en bin ich regelmäßig und bei allen habe ich mich immer (!) freundlich und gut beraten gefühlt. War ich mal spontan anderswo in einer Apotheke, gilt dasselbe. Andersherum: Ich habe noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Will mir jetzt also jemand weismachen, dass „alle“ Apotheken total schlecht sind, frage ICH mich erstmal, was derjenige bloß falsch gemacht hat. 😉

    (Gilt übrigens auch für Ärzte. Natürlich gibt es engagiertere und nicht so engagierte. Ebenso das Praxispersonal. Aber alles in allem kann ich mich nicht beklagen; weder über Wartezeiten, noch über Freundlichkeit, noch über die Behandlung. …weswegen auch entsprechendes „Gejammer“, wie man es immer mal wieder vorfindet, bei mir eher auf taube Ohren trifft.)

    Wer sich solche „Berichterstattungen“ öfter ansieht, wird schnell merken, dass die immer nach demselben Schema verlaufen bzw. es eigentlich nur darum geht, eine bereits vorgefasste Meinung unbedingt zu bestätigen. – Und wer zielstrebig danach sucht, der findet irgendwann auch einen Makel.

    Ich hoffe doch, dass die meisten Kunden das ähnlich sehen. 🙂

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  2. Judi schreibt:

    Hm.
    Ich finde nicht, das man an der Form der Apotheken wie sie aktuell ist etwas ändern sollte und stimme Dir dazu auch in vollem Umfang zu.
    Aber ein Tester hätte in „meiner“ Gegend sicherlich keinerlei Probleme eine Apotheke zu finden in der er nicht beraten wird, wenn er it sicherem und selbstbewusstem Auftreten ein gängiges Medikament kauft. Ich glaube/hoffe, dass es anders wäre wenn man z.B. zwei Sachen kauft die doofe Wechselwirkungen miteinander haben, sicher wäre ich mir da aber auch nicht überall (am wenigsten in der „drive-In-Apotheke“ die es hier gibt).
    Ich habe eine zeitlang recht viel Paracetamol nehmen „dürfen“ und beim Einkauf diverse Apotheken „abgegrast“, halt immer die, die grad am günstigsten lag. Freundlich waren sie alle, aber KEINER hat mich ja auf die Tageshöchstdosis hingewiesen oder überhaupt irgendwas dazu gesagt. Das höchste der Gefühle war ein „Sie wissen, wie Sie das nehmen müssen?“
    Insofern finde ich solche Tests gar nicht so schlecht…

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    • ptachen schreibt:

      Wie gesagt, da denke ich genau wie du. Tests zu Kontroll- und Hilfezwecken „ja gerne“! Zu Blossstellungszwecken aber „nein danke“.

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      • ednong schreibt:

        Im Einzelhandel sind solcherlei Testkäufe auch üblich. Sollten allerdings nur zu Schulungszwecken genutzt werden, fließen aber natürlich auch in die eigene Bewertung ein (wenn der Chef fies ist). Ich habs immer so gesehen: man kann nur draus lernen. Hatte allerdings auch nie Probleme damit, denn in der Regel sind die Testkäufer auch freundliche Menschen.

        Aber wenn man solcherlei wirklich zur Verbesserung des eigenen Services nutzt, ist das schon wirklich gut.

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  3. ednong schreibt:

    Nun ja,
    was erwartest du? Die geburtenstarken Jahrgänge werden alt, gehen langsam auf die Rente zu. Das System wird das nicht verkraften, es wird einfach zu teuer. Also wird gedreht, wo es nur geht. Gut ist das keinesfalls – aber eben üblich.

    Mir grauts vor dem Älterwerden.

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  4. Molly L. schreibt:

    Ahrg, der verlinkte Artikel ist wirklich grauselig! Mal ehrlich: Der Mensch klingt für mich, als wolle er sich nur in die Schlagzeilen bringen. „Wer schreibt, der bleibt“, das gilt auch für Professoren! 😉
    -> Ernsthaft: Ich habe in dem ganzen Artikel KEINEN EINZIGEN (!) vernünftigen Grund gefunden, was daran gut sien sollte. Nur immer wieder dieses „Ach, das wird bestimmt klappen“ und „Schauen wir doch einfach mal!“ 😀
    Oh Mann!
    Diese ganze Debatte mit Apothekenketten hat mich an die Folgen der Erfundung des Fließbandes im Zuge der Industrialiserung und der damit einhergegangenen Entfremdung der Arbeiter zum angefertigten Produkt erinnert, das ist doch im Grunde ncihts anders.
    Und das Argument, auch Kliniken würden doch heutzutage von BWLern und Juristen geführt werden, ist für mich ein CONTRA-Argument feinster Güte; denn genau aufgrund dieses Umstandes ist der Berufsalltag für viele medizinische Kräfte fast unerträglich geworden. Ahrg.

    Gefällt 2 Personen

    • ptachen schreibt:

      Genau so sehe ich das auch. Es entsetzt mich einfach für ein „schaun mer mal“ was passiert ein relativ gut funktionierendes Rad im Getriebe des Gesundheitsmotors zu zerschlagen. Der Typ hatte sicher selbst noch nie Probleme mit seiner Gesundheit, sonst wüsste er wie man sich in unseren immer mehr entmenschlichten Systemen fühlt wenn man krank ist und hilflos. Schlimm solche Menschen.

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