DAK Retax

In meinem PTA Forum wird gerade eine besonders fiese Retaxation besprochen, ich kopiere den „Stein des Anstoßes“ mal hier rein.

In einem unserer Samstagsnotdienste hatten wir einen kleinen Patienten, der dringend ein Inhalationsgerät benötigte. Verordnet war „PARI COMPACT Junior, PZN 04760618“, sowie „PARI Maske Gr. 3, PZN 04870152“ für ein Kind. Wir belieferten das Rezept zulasten der DAK-Gesundheit und vermerkten sowohl, dass die Abgabe im Notdienst erfolgte, als auch den Abgabezeitpunkt (Samstag, 23.08.2014, 19:46 Uhr). Die DAK verweigerte uns aber die Erstattung des Rezeptbetrags mit der Begründung: „Ab 01.09.2012 ist die Versorgung mit Inhalationsgeräten und -zubehör ausschließlich durch Vertragspartner der DAK-Gesundheit möglich“. Es handelte sich um einen Notfall. Sollten wir in Kauf nehmen, dass das Kind erst nach dem Wochenende mit dem benötigten Inhalationsgerät versorgt wird?

Fakt ist, dass die Versorgung zwar im Normalfall von einem Exklusivversorger der DAK mit Sitz in Jena geleistet werden muss, es aber eine Übergangsfrist gab, während der die wohnortnahen Apotheken im Notfall einspringen durften. Im vorliegenden Fall sah die DAK zunächst keinen dringenden Bedarf für eine sofortige Belieferung, ließ sich dann aber nach dem erfolgten Einspruch dazu herab zumindest einen Teilbetrag zu übernehmen. Sie waren der Meinung, dass es ein Leihgerät der Apotheke auch getan hätte, für 3 Tage geliehen bis das Gerät aus Jena eintrifft – dass diese Apotheke überhaupt keine PARI Geräte zum verleihen hat, störte sie dabei nicht. Auf 70€ bleibt der Inhaber daher sitzen, und wird noch dafür bestraft, dass er einem kleinen Kind aus einer Notlage geholfen hat. Super gemacht. Inzwischen ist diese Übergangsfrist übrigens vorbei, den Eltern eines Kindes das am Wochenende aus dem Krankenhaus kommt und inhalieren soll dürfen wir also gar nicht mehr helfen – zumindest wenn sie DAK versichert sind…

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12 Antworten zu DAK Retax

  1. Kathi schreibt:

    Ohhhh wir brauchten auch vor vier Wochen ein Gerät, und mussten es in Jena bestellen, da uns die Apotheke keines aushändigen durfte. Als es dann endlich kam, nach 5 Tagen, war der Husten auch schon fast wieder weg. Natürlich ist es auch nicht der original Pariboy, sondern irgend ein günstig Modell. Ist mir im Prinzip eigentlich egal, nu haben wir eines zu Hause für die nächste Erkältung. Aber es lag dem Packet auch noch eine Preisliste bei und ein netter Brief der Sanitätsfirma. „Sie haben nun ein etwas minderwitiges Produkt erhalten, das funktioniert halt. Möchten sie aber ein wirklich gutes ( schauen sie in unser reihaltiges Pariboy Angebot ), dann können sie selbstverständlich gegen eine geringe Zuzahlung diese Geräte bei uns erwerben!“

    Ich habe mir dann mal den Spaß gemacht die Geräte zu googeln. Na, wer kommt auf das Ergebniss? Richtig total überteuert, selbst bei uns in der Apotheke hätte mich eines der Geräte 20€ weniger gekostet, obwohl doch eigentlich einen Teil zumindest die KK mittragen sollte.

    Gut egal, unser Inhalator läuft. Aber diese Geschäftspraxis empfinde ich etwas fragwürdig.

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  2. Molly L. schreibt:

    Immer schön drüber schreiben, klasse, solche Absurditäten und Beklopptheiten wurden uns krankenversicherten Kunden viel zu lange vorenthalten!
    Als Mutter eines Kindes mit Asthma finde ich das Ganze doppelt befremdlich und erinnere mich mit Grauen an diese Sultanol-Geschichte …
    Dass die Apotheke auf dem Geld sitzenbleibt, ist eine Frechheit sondergleichen! Da muss man sich nicht wundern, wenn die nette Frau Apothekerin beim nächsten Mal gleich bedauernd den Kopf schüttelt und einen woandershin verweist.
    Leute, echt, das ist doch Wahnsinn und Vera*sche hoch Drei, wannwehrt Ihr Euch endlich mal???

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    • Nordmädchen schreibt:

      …grundsätzlich stimme ich dir ja zu. Ich bin ebenfalls entsetzt, was sich da im Hintergrund, von uns Kunden zumeist unbemerkt, abspielt. Aber wie stellst Du Dir ein Wehren denn vor? Wie soll die Alternative aussehen? 😐

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      • Molly L. schreibt:

        Du, da habe ich keine Ahnung, was man als Apotheke darf und was nicht. Sprich: Darf man zB Rezepte einer KK ablehnen? So etwas macht ja wenn überhaupt nur Sinn, wenn sich Apotheken zusammenschließen und da kommt dann natürlich der „Versorgungszwang“ ins Spiel.
        Sorry, das müssen die sich also selbst überlegen.
        Was allerdings sicher problemlos geht und meine vollste Unterstützung hätte, wären zB Plakate in der Apotheke, die auf den Blödsinn und die Ungerechtigkeit aufmerksam machen. Je mehr Leute sich dann bei den KK beschweren, desto besser.
        Ich würde auch – keine Ahnung – überlegen, mir einen Anwalt zu nehmen, also als Apotheker. Kann doch echt nicht sein!
        Ha, oder so einen Apothekerschutzbund gründen! Da zahlt man Beitrag und dafür zerren die dann im Bedarfsfall wegen jedem kleinsten Euro die KK vor’s Gericht! 😀

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      • Nordmädchen schreibt:

        Oh, achso, okay, großes Missverständnis meinerseits. Ich dachte, dein Aufruf sich zu wehren, ging an die Apotheken- bzw. Krankenkassenkunden. Also uns Patienten. 🙂 Daher meine irritierte Nachfrage. 🙂

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  3. Old_Surehand schreibt:

    Leute, begreift es doch endlich:
    In diesem System geht es nicht um die Patienten oder deren Versorgung, es geht einzig und allein darum, irgendwie Geld für die kranken Kassen zu sparen.
    Das hat doch System: Alles wird immer komplizierter und verklausulierter, so dass niemand mehr durchblicken kann und wir „Leistungserbringer“ Fehler machen müssen. Hinterher heißt es dann „Das hätten Sie aber wissen müssen!“ und – schwupps – hat die Kranke Kasse wieder Geld gespart.

    Gefällt 2 Personen

  4. nickel schreibt:

    Ich vermute mal, dass andere gKK nicht viel besser sind?

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  5. gedankenknick schreibt:

    @nickel:
    Teilweise. Alle haben so ihre Steckenpferde, aber die DAK ist da derzeit ein ganz besonderer Kandidat. Von der „besten“ Kasse nach der Wende hat sie sich zu einer der retax-wütigsten und (bei den Apotheken-Leistungserbringern) unbeliebtesten Kassen gearbeitet.

    @Old_Surehand hat da schon völlig recht: Der beste Leistungserbringer ist immer der, den man wegen eines Formfehlers um sein Salär (vom Sozialgericht bestätigt) prellen kann.

    Als die AOK(en) eine Zeit lang einen „Gerätepool“ hatten, lief es nicht anders. Kinderrezept Inhalationsgerät -> an die AOK verwiesen. Einen Monat später „Notfall-Extra-Dringend-Kinder-Inhalationsgerät-Rezept“ vorgelegt bekommen. Nein geht nicht! Mitleid meinerseits für die Familie, aber wieder an die AOK verwiesen. Ich kann und ich will das System der AOK / GKV nicht „retten“, auch wenn die Versicherten und Mitversicherten der AOK darunter leiden müssen. Daher mein Kommentar: „Ihre Kasse hat mir die Belieferung untersagt. Wenn Sie es selber zahlen, und sich dann selber mit Ihrer Kasse auseinander setzen, kein Problem.“ Vorkasse wollen aber die wenigsten Versicherten.

    Aber so ist das auch mit Inkontinenzprodukten, und mit (fast) allen anderen Hilfsmitteln.

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  6. Aponette schreibt:

    Es geht das Gerücht, das die DAK kurz vor der Pleite steht und sich untere anderem mit hahnebüchenen Retaxationen über Wasser hält. Diese Inhaltionsgerät Geschichte ist nur einer der Auswüchse.
    Und liebe Molly L., wir unterliegen dem sog. Kontrhierungszwang, das bedeutet, das ich ein Rezept über Arzneimittel oder Rezepturen beliefern MUSS. Selbst wenn ich dabei nicht verdiene oder gar drauflege. Bei Hilfsmitteln sieht es so aus, das wir den Verträgen der kranken Kassen beitreten können (oder auch nicht, wie z.B. im Stuttgarter Raum fast alle Apotheken was AOK und ableitende Inkontinenzprodukte betrifft, d.s. Katheter oder Urinbeutel etc.). Manche Verträge sind so gemacht, daß es gar nicht geht, sie so zu erfüllen, wie vorgeschrieben. Das hat Methode, denn es solle gar nicht die Apotheken liefern, sondern jemand anderes.

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  7. Wölfchen schreibt:

    Achja. Das deutsche Gesundheitssystem geht zu Grunde. Man sieht es irgendwie an jeder Stelle. :/

    Nebenbei:
    Ich weiß nicht, wie die Deutsche BKK das handhabt – aber wenn es da genauso sch… läuft, würde ich erst einmal versuchen in Vorkasse zu gehen. Ernsthaft.
    Problematisch wird es dann, wenn das Produkt außerhalb meiner finanziellen Mittel liegt. Und genau da ist der Hund begraben. Den Kassen ist das egal – wenn der Patient stirbt, haben sie ja auch gespart. Und ja das ist böse zynisch. :/

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  8. ednong schreibt:

    Das hat mit Sicherheit System, schließlich wollen die Kassen möglichst wenig ausgeben. Da wird dann eben auf Teufel komm raus retaxiert. Traurig so etwas.

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