Apothekenpflichtiges

Es gibt Medikamente, die sind verschreibungspflichtig, und das aus gutem Grund. Ihre Wirkung kann vielleicht so stark sein, dass ein Gesunder davon krank wird, oder ihre Nebenwirkungen so gravierend, dass ein Mediziner darüber wachen sollte wer sie einnimmt. Etwas abgeschwächt gibt es apothekenpflichtige Arzneimittel. Die sind nicht ganz so beratungsintensiv, aber ebenfalls nicht frei verkäuflich, weil der Gesetzgeber den Verbraucher schützen will. Auch hier geht es um Haupt-, Neben- und Wechselwirkungen die das pharmazeutische Personal bei der Abgabe bedenken muss, und die sie den Kunden mitteilen sollte. Die Abgabe sollte also unter einen Schutz gestellt werden, auch bei Medikamenten bei denen es auf den ersten Blick so aussieht als könne man gar nichts falsch machen. Als Beispiel seien hier die Antacida genannt, etwa Maaloxan oder Talcid. Sie binden überflüssige Magensäure an sich, und die Wirkstoffe verlassen den Körper so wie sie reingekommen sind, gehen also nicht ins Blut über. Warum also nicht an der Tankstelle verkaufen? Zum Beispiel weil sie eben nicht nur die Magensäure an sich binden, sondern auch alle möglichen anderen Dinge. Eine Apotheke sagt bei der Abgabe dazu, dass sie nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten eingenommen werden sollten, und sie hinterfragt bei der Bitte um eine Großpackung warum diese vonnöten ist. Rät vielleicht zu einem anderen Medikament das die Bildung der Säure verringert damit der Magen nicht ständig gereizt wird, versucht den Grund zu erfragen wann es zu Problemen kommt um vielleicht eine Lösung für das Problem zu finden. Sie fragen nach Ernährungsgewohnheiten und schicken wenn es sein muss den Kunden auch zum Arzt. Wer kann sich eine solche Beratungsleistung in einem Supermarkt vorstellen? Und was sehe ich wenn ich zu Rossmann gehe?

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Regale voll mit Arzneimitteln die in die Apotheke gehören. Sowas ärgert mich maßlos. Genau wie vorgestern die Wärmepflaster aus dem Discounter. Das Bild oben stammt von einer PTA aus einem Forum, und ist einfach ärgerlich. Manche Arzneimittel darauf sind auch „nur“ apothekenexclusiv, was bedeutet, dass die Hersteller diese freiwillig nur an Apotheken verkauft um eben diese Beratungsleistung mit zu nutzen, um ihrem Produkt auch eine höhere Wertigkeit zu verleihen. Und dann werden diese so verramscht. Beschweren wir uns bei diesen Firmen darüber, dass man ihre Medikamente nun doch überall außerhalb der Apotheke finden kann, will dort niemand wissen wer sie verkauft hat. Angeblich ist es auch nicht nachzuvollziehen, aber das bezweifle ich stark. Ich bin sicher dass man anhand der Chargennummern zurückverfolgen könnte wer etwas illegal verkauft hat. Wenn man das wollte. Was wohl nicht der Fall ist. Der Leidtragende ist in meinen Augen der Anwender, der eventuell ein Produkt ersteht, was für seinen Fall ungeeignet ist, wo er etwas besseres und passenderes haben könnte, und mit dem er sich im schlimmsten Fall sogar schadet, und sei es nur durch das kaschieren von Symptomen mit denen er eigentlich in ärztliche Behandlung gehören würde. Dafür sind WIR nämlich da, um zu beraten. Das macht kein Verkäufer, scheint aber politisch auch so gewollt zu sein heutzutage, sonst würde der Gesetzgeber bei solchen Vergehen nicht immer wieder ein Auge zudrücken…

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5 Antworten zu Apothekenpflichtiges

  1. ednong schreibt:

    Heyho 😉
    Apothekenexclusiv heißt ja nicht, dass es tatsächlich beratungsintesiv ist, oder? Und bindet er sich da mittels Vertrag für eine gewisse Zeit an die Apotheken oder ist das nur eine Art Versprechen (bzw. dann wohl Versprecher) des Herstellers ohne irgendwelche Sanktionsmöglichkeiten der Apotheken?

    Und klar, natürlich könnte man das zurückverfolgen, über welche Wege das in den Discounter kommt. Und natürlich will das niemand – also quasi eine Art Grauzone, da es dem Hersteller ja nicht verboten ist und er „nur“ das Versprechen mit euch bricht.

    Aber das zeigt, wie sie alle dem Geld hinterherjagen. Die Hersteller, die jeden Cent so nur möglich einfahren wollen und die Verbraucher, die da vielleicht ein paar Cent ggü. dem Apothekenpreis einsparen (was einige sicher auch müssen). Nur ist es die übliche Spirale nach unten, wie bei so vielen Dingen – hat man wenig Geld, überlegt man sich, wo man was einsparen kann. Dann gehen die drauf, die daran eine gute Marge haben (und dafür ggf. auch eine entsprechende [Beratungs-]Leistung erbringen). Und sind die erstmal hin, geht es auf zum nächsten – es wird noch billiger oder in Riesenmengen vertickt, damit überhaupt noch was bei rumkommt. Natürlich bleibt Service dabei auf der Strecke. Und nachdem alle gesättigt sind, braucht der Kunde sicher bald wieder was neues – wegen falscher Anwendung/Handhabung, wegen vielleicht im Laufe der Zeit immer billigerer Qualität, etc. Irgendwann geht dann auch der Hersteller drauf, nachdem seine Vertriebsfirmen zuvor draufgehen.

    Und dann geht das Spiel mit einem anderen Artikel wieder von vorne los …

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  2. Aponette schreibt:

    Bis auf die Hylo Comod, den Grippostad Saft und die Kohle Compretten, sehe ich jetzt in dem Regal nichts, von dem ich nicht genau weiß, das es nicht apo-pflichtig ist. Aber ich finde einige Produkte auch grenzwertig. Besonders, wenn sie falsch dosiert werden und dann nicht oder falsch wirken, oder Symptome verschleppt werden. Und billiger sind die Produkte im DM oder Müller Markt auch nicht unbedingt! Bisweilen habe ich sogar schon gesehen, daß dort genau so der UVP verlangt wurde.

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  3. Judi schreibt:

    Hm. Ich finde ja die Apotheker und PTAs, die Blogs im Internet haben immer sehr nett und ich glaube auch, dass Ihr in echt nett und hilfreich seit. Nur zumindest in dieser Gegend nicht vorhanden…
    Ich bin in diversen Apotheken nur sehr, sehr selten – und zuletzt vor mindestens 2 Jahren, diesen Apotheker gibts aber leider nicht mehr – wirklich in irgendeiner Form beraten worden (und auch da nur auf Anfrage), insofern ist es egal, wo ich die Sachen kaufe. Selbstverständlich finde ich es nicht richtig, Sachen illegal zui verkaufen. Bei legalen sehe ich aber keinen Unterschied ob ich die Sachen im Supermarkt oder in der Apotheke kaufe *schulterzuck*. Die netten und fähigen Fachleute sind nämlich zumindest hier in der Gegend nicht in Apotheken beschäftigt. Und ich teste das nach drei Wochen Krankenhaus gerade wieder deutlich intensiver aus als es mir lieb ist, inklusive BTM-Rezepten und diversen anderen „Hämmern“. In den hier vorhandenen 4 Apotheken habe ich noch keine irgendwie hilfreiche Beratung zu hören bekommen. Einmal stattdessen ein Geknatsche der Verkäuferin als ich sie gebeten habe auf die 4 Medikamente die auf dem Rezept stehende Einnahmeform draufzuschreiben. Und ich bin tatsächlich höflich, freundlich und geduldig 😉

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    • OtaconHC schreibt:

      Ich glaube das hängt auch schwer davon ab was man möchte.

      Geh ich in die Apotheke „Eine Packung Ibuprofen 400mg bitte“ kann man sich ja schon denken dass ich weiß was ich wofür möchte. Vor allem bei den gebräuchlichen Mitteln eben.
      Aber wenn ich frage nach „etwas gegen XYZ“ wurde ich bis jetzt eigentlich immer beraten. Gerade bei Husten halte ich das so, da es doch unterschiedliche arten von Hustenmedizin gibt, je nach dem was für einen Husten man hat.

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      • Judi schreibt:

        Zugegebenermaßen geh ich nur in die Apotheke wenn ich weiß was ich haben will oder eben mit Rezept.
        Trotzdem fände ich es z.B. angebracht jemanden der Paracetamol kauft ungefragt darauf hinzuweisen, wieviel man davon höchstens nehmen sollte/darf. Nicht diskutieren, das bringt eh nichts und wer sich damit umbringen will tuts eh. Aber es gibt ne Menge Leute die denken, etwas was Schwangere und Kinder nehmen dürfen muss ungefährlich sein, weil ihnen noch nie jemand in der Apotheke irgendwas dazu gesagt hat und weils so billig ist und weil man kein Rezept braucht. Aber weil das Zeug so gefährlich ist ist es ja richtigerweise apothekenpflichtig – nützt nur nix, wenn die Apotheke da nicht zu aufklärt….

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