Gedanken zum Samstag 

Heute war mein Apothekensamstag. Uns wurde nicht gerade die Bude eingerannt, aber es war immer etwas zu tun. Da heute der 1. ist kamen natürlich die obligatorischen Umschaujäger um ihren Lesestoff abzugreifen und diverse andere samstagstypischen Kunden. Ein Medikament hatte der Chef zum Vormittag versprochen und es wurde dann vom Großhandel doch abgesagt. Doof, denn unsere Kundin hatte bereits kundgetan, dass sie es dringend benötigt, da sie „keine einzige Tablette mehr“ hat – und Montag ist ja auch noch Feiertag! Zum Glück helfen sich hier manche Apotheken untereinander, und nach kurzem Telefonat war ein Kollege gefunden, der das Gesuchte vorrätig hatte und bereit war es uns bis Dienstag auszuleihen. Ich fuhr schnell vorbei, und bis ich dort dran kam um das Medikament abzuholen hatte ich ein paar Minuten Zeit um mich umzusehen und ein wenig meinen Gedanken nachzuhängen. Apotheken haben ja immer ihren ganz eigenen Geruch… viele riechen einfach irgendwie „sauber“, etwas nach Desinfektionsmitteln oder nach Chemikalien – je nach dem wo sich die Rezeptur oder das Labor befinden. Manche riechen nach Kaffee oder irgendwelchen ätherischen Ölen. Unsere Apotheke roch immer schon nach Traubenzucker (fand ich schon als Kind), wobei ich das jetzt gar nicht mehr bemerke. Das liegt vielleicht daran, dass ich jetzt hier arbeite, das ist ein bisschen wie das eigene Zuhause, das man olfaktorisch meistens auch nicht mehr wahrnimmt, ein Fremder jedoch schon. Mein „Kennerblick“ geht über die Freiwahl… ich betrachte die Kosmetikregale und stelle fest, dass von einer bestimmten Firma manche Produkte mit einem Onpack versehen sind (Gratismuster), und dass wir die gleichen auch bei uns hatten. Die mit dem Onpack sind wahrscheinlich schon verfallen, das war eine Aktion vor 2 Jahren, aber ich verkneife mir den Griff ins Regal um die Chargennummer abzugleichen. Es fällt mir schwer. Sehr schwer… Ebenfalls auffällig sind Lücken in der Sichtwahl. Bestimmt steht noch Ware hinten und es müsste nur mal jemand auffüllen. Aber es ist einfach viel zu tun und die Angestellten kommen nicht dazu – sicherlich ist das nachher wieder ordentlich bestückt. Ich kann im Hintergrund einen kleinen Blick in die Rezeptur werfen. Ich erblicke Salbengefäße aus Porzellan. Die werden doch da nichts mehr drin haben, oder? Die stehen doch sicher nur noch als Zierde da beruhige ich mich. Oh mein Gott – ich bin ja schon fast ein QM- Nazi! Ich bin dran und bringe mein Anliegen bei der netten Apothekerin vor, die mir das bestellte Medikament gleich nach vorne bringt und mir freundlich ein schönes Wochenende wünscht. Nett sehen sie aus. Würde ich dort arbeiten wollen? Würde ich mich da wohl fühlen? Man sieht ja immer nur die Fassade, die Äußerlichkeiten. Könnte diese liebe Frau über so manchen sarkastischen Spruch von mir lachen? Wird dort auch Kaffee getrunken und manchmal einfach die Musik im Hintergrund vom Chef aufgedreht wie gestern wenn nichts los ist und „PARTY!“ gerufen? Wohl nicht. Wäre meine Blogschreiberei dort ebenso akzeptiert worden? Wohl auch nicht. Auf der Fahrt zurück drehe ich die Musik im Auto auf und freue mich auf Zuhause. 

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
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2 Antworten zu Gedanken zum Samstag 

  1. ednong schreibt:

    LOL – es ist immer schön, „nach Hause“ zu kommen.
    Aber schön, dass dein beruflicher Blick so umher schweift. Meist kann man auch nix dafür, wenn man die Fehler oder Probleme der anderen so wahrnimmt. Das passiert einfach, da muß man nicht groß gucken …

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