Zum Abschied sagt es leise „Servus“

Überschattet von den gesundheitspolitischen Großereignissen der letzten Tage hat Ceftibuten seinen Hut genommen. MSD stellt „Keimax“ zukünftig nicht mehr her, weil die einzige Produktionsstätte dieses Wirkstoffes seine Tore geschlossen, und damit diesem Medikament den Todesstoß versetzt hat. Das Antibiotikum gehörte zu den Cephalosporinen und wurde vor allem bei Nasennebenhöhleninfektionen, Bronchitis, Harnwegsinfekten oder gegen Hals/Nasen/ Ohrenentzündungen bei Kindern eingesetzt. Sie schwächen die Zellwand von Bakterien im Aufbau, so dass diese Schwachstellen während des Wachstums bekommen und einreißen. Man kann nun sagen: was solls, wenn nun eines dieser Beta lactam Antibiotika verschwindet? Gibt doch noch genügend andere aus der Cephalosporin- Reihe. Ja, das sieht auf den ersten Blick so aus – doch es gibt einen Unterschied: Mikroorganismen die das Eiweiß Beta- Lamactase produzieren sind gegen Penicilline und alle Cephalosporine resistent – nur nicht gegen Ceftibuten. „Keimax“ kam nicht sehr häufig zur Anwendung, ist daher für MSD nicht besonders rentabel gewesen. Der Wegfall der einzigen Produktionsstätte des Wirkstoffs bedeutete daher das Ende des Medikamentes. Doch ist es klug einen Wirkstoff wegsterben zu lassen, der gegen Bakterien wirksam war bei denen andere Antibiotika versagen? Gerade in Zeiten wo sich durch Resistenzen immer gefährlichere Bakterienstämme ausbilden? Doch damit geht es leider den gleichen Weg, den andere wirksame Antibiotika in den letzten Monaten ebenfalls gegangen sind weil sie nicht rentabel genug erscheinen. Ich hoffe wirklich, dass diese Entscheidungen nicht irgendwann einmal bitter bereut werden…

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5 Antworten zu Zum Abschied sagt es leise „Servus“

  1. OtaconHC schreibt:

    Die Frage ist ja, wer sollte weiter produzieren?

    Pharmakonzerne werden wohl nie Wohltäter sein und dauerhaft Verlustgeschäfte in Kauf nehmen.
    Auch wenn insgesamt noch immer ein großer Gewinn heraus kommt, solche Dinge verringern diesen halt.
    Aber was könnte man da tun?

    Staatliche Produktionsstätten für bestimmte Wirkstoffe um so etwas abzufangen?
    Pharmakonzerne verpflichten die Wirkstoffe weiter zu produzieren? Wer entscheidet dann welchen „Glücklichen“ es trifft? Das Los? Oder einfach jeder?

    Es ist irgendwie ein Problem das man lösen muss, aber mir fällt keine Lösung ein.

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  2. Hermione schreibt:

    Oh, das ist ja bitter. Danke, dass du darüber berichtet hast. Resistente Keime sind mein Steckenpferdchen…
    Hoffentlich fliegt uns das alles nicht mal so richtig um die Ohren… 😐

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  3. ednong schreibt:

    Irgendwie muß sich dieses „Gesundheits-„system doch selbst zerlegen. Das ist ja immerhin schon ein Anfang.

    Es gibt Dinge, die sind nicht profitabel im wirtschaftlichen Sinne, aber notwendig. Da sollte der Staat das Ganze sicherstellen und das Ganze aus Steuergeldern bestritten werden.

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  4. squirrel1976 schreibt:

    Jetzt ist mir auch klar, warum die letzten Wochen nichts mehr zu bekommen war.
    Bei uns ist die Nachfrage durch den ansässigen Kinderarzt nämlich recht regelmäßig gewesen.

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