Man liest es in den PTA Communities immer wieder: die Motivation vieler Apothekenangestellten geht gegen Null. Aber warum? Es ist doch ein abwechslungsreicher und angenehmer Arbeitsplatz, oder? Die meisten PTA und PI (PharmazieIngenieure) beklagen sich über
– ein zu niedriges Gehalt
– willkürliche Entscheidungen der Chefs
– Kunden die immer anstrengender werden
– die strenge Reglementierung unserer Arbeit „von oben“
– Arbeitszeiten die nicht zum familiären Alltag passen
– Zickenkriege in Betrieben in denen ausschließlich Frauen arbeiten
– Fortbildungen die gewünscht, aber nicht bezahlt werden
– Urlaubssperren die verhängt werden
– Überstunden die nicht abgefeiert werden können
– Pausen die nicht gewährt werden
– 1/2 h vor Öffnung und 1/2 Stunde nach Schließung der Apotheke in denen erwartet wird dass man täglich länger bleibt (ohne Ausgleich natürlich)
– Wege zu Kunden die ohne Ausgleich mit dem Privatauto gefahren werden müssen
Ich verstehe das sehr gut. Wenn der Chef den Angestellten ein halbes Jahr Urlaubssperren verhängt weil zu wenig Personal da sei, er aber selbst zum Skifahren und in Wellnessurlaub aufbricht wäre mein Verständnis für seine Situation auch am Ende. Wenn für einen Erste Hilfe Kurs vier Minusstunden in Rechnung gestellt werden, denn „die PTA hat ja auch persönlich etwas davon“ muss man sich nicht wundern, wenn eine gewisse Weiterbildungsmüdigkeit eintritt. Wenn jeder vierte Wochenenddienst unentgeltlich abgeleistet werden muss, dann ist die Stimmung im Team nicht so glänzend wie man sie gerne hätte. Wenn nach einem Unfall mit dem Privatauto beim unentgeltlichen Ausliefern von Medikamenten nach Feierabend gesagt wird „das ist ihre Privatsache – das regelt auch ihre eigene Versicherung“, muss man sich nicht wundern, wenn einen die Angestellten verlassen. Wenn man einen Blick auf die Rente wirft und feststellt, dass man trotz Vollzeit zur Kategorie „Altersarmut“ zählt weil man immer untertariflich entlohnt wurde sieht man sich in anderen Jobs um. Und doch… In welchen Berufen hat man schon diese unglaubliche Vielseitigkeit
– Warenverkehr
– Rezeptur
– Labor
– Dekoration
– Kundenservice
– „Gehirnjogging“ um immer auf dem Laufenden zu bleiben
– Verhandlungen mit Vertretern
– Belieferung von Heimen
– Anmessen von Kompressionsstrümpfen
– Beratung von Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetik?
Außerdem ist es ein abwechslungsreicher Arbeitsplatz. Wenn ich mir alleine vorstelle den ganzen Tag auf einem Kassenplatz zu sitzen, am Fließband zu arbeiten, immer nur im Labor zu stehen oder von morgens bis abends im gleichen Büroraum am Schreibtisch zu versauern… nein. Für mich wäre das nichts. Ich bin froh über geregelte Arbeitszeiten, einen körperlich nicht sonderlich belastenden Job und vergleichsweise gute Bezahlung. Natürlich gibt es da große Unterschiede, da viele PTA in bestimmten Regionen in Deutschland durchaus auch untertariflich bezahlt werden. Manche kann es sich leisten, weil z.B. der Partner mitverdient, andere aber krebsen am Existenzminimum herum. Dann würde sich vielleicht ein Umzug dauerhaft lohnen. Ich denke, viele die unzufrieden sind mit dem Apothekenberuf sollten sich mal hinsetzen und eine Liste schreiben: was gefällt mir noch, was will ich ändern. Vielleicht reicht ein Apothekenwechsel aus, denn nicht alle Chefs oder Kollegen sind gleich, vielleicht ist der Umzug in ein anderes Bundesland ein Neuanfang. Vielleicht bemerkt man aber auch, dass man schon fast alles hat, was man eigentlich will. Vergleiche mit anderen Berufen sind nicht immer zielführend, denn überall wird es etwas geben das uns nicht gefällt. Wie sagte schon Kierkegaard: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“.
ich möchte auch nicht wo anders arbeiten. Maximal vielleicht auf einer PTA Schule, denn ich unterrichte gerne. Aber Apotheke finde ich auch einen tolle Arbeitsplatz – abwechslungsreich, anspruchsvoll und unterhaltsam.
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Hm…Arbeitsplätze mögen da rarer sein, aber da geht noch was ab: PTA in einer Krankenhausapotheke….
Da fallen zwar dann einige Dinge weg, es kommen aber auch welche dazu…z.B. Rezepturen im Großmaßstab (bei mir waren es mal über 3 kg Salicylsäure-Vaseline, die ich im Praktikum machen dürfte), Btm-Verkehr und meist auch Herstellung von Zytostatika im Reinraum.
Wäre bei mir die Alternative gewesen und laut dem Apotheker dort hätte ich den Job auch bekommen…allerdings meinte der zu mir, ich soll mich in der Forschung auch umsehen, da ich mit dem abgebrochenen Chemiestudium da etwas überqualifiziert wäre….Tja so bin ich dann zur „Laborratte“ (technischer Assistent) geworden und im Laufe der Zeit sprangen dann auch 3.5 Jahre an der University of Manoa (Honolulu) heraus.
bombjack
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