Apothekentypen

Laut Herrn Martin Dess, Inhaber der Werbeagentur „Die Jäger von Röckersbühl“ müssen sich die Apotheken zu einem der folgenden Typen zuordnen lassen um überleben zu können:

1. Die Logistik- und Performance-Apotheke die sich in einem Ärztehaus befindet und dem Kunden quasi schon sein fertiges Tütchen mit Medikamenten bereit gestellt hat sobald dieser die Praxis verlässt. Funktioniert aber nur, wenn sowohl Arzt als auch Apotheker künftig das Gesetz ignorieren. Noch gibt es das Zuweisungsverbot, das genau solche „Geschäftsmodelle“ verhindern soll. 

2. Die Coach-Apotheke die für die beruflich stark eingespannten Patienten passende „Gesundheitsdienstleistungen“ heraussucht. Womit die Apotheke dann aber ihr Geld verdienen soll bleibt offen. Oder was haben wir davon wenn wir unserem Kunden mit Zeitnot einen Termin beim passenden Fitnesstrainer oder Ernährungsberater machen?

3. die regionale Online-Apotheke. Sie soll ein breites Angebot haben, das zur Lokalität passt, aber schneller liefern können als große Versandapotheken. Oh super! Das schließt quasi ALLE mir bekannten Apotheken ein, denn natürlich ist das Sortiment auf den Ort zugeschnitten in der sie steht, und bei jeder ist eine Bestellung innerhalb weniger Stunden ausgeliefert. Klasse Idee von Herrn Dess, aber wenn DIE nicht zumacht, dann bleiben wir alle weiter auf dem Markt und konkurrenzfähig – das wäre sehr beruhigend.

4. Die Kompetenz-Apotheke mit Spezialisierung auf drei bis vier Indikationen, die dann aber wirklich aus dem Effeff. 

„Eine solche Apotheke hätte die Chance, auch überregional tätig zu sein und so das Einzugsgebiet zu erweitern (…) dann kommen die Menschen auch aus weiter gelegen Ortschaften hin, um sich von ausgewiesenen Experten auf einem bestimmten Gebiet beraten zu lassen.“

Da muss ich ihm beipflichten. Das ist tatsächlich etwas das vielerorts noch zu kurz kommt. Andererseits lebt die Kompetenz einer Apotheke eigentlich davon, dass wir auf allen Gebieten weiterhelfen könnten. Wäre jetzt doof in eine Diabetes Kompetenz Apotheke zu gehen wenn die dort bei Gelenkproblemen nicht mehr weiterhelfen können. Spezialisierung als zusätzliches „Schmankerl“ ja, aber nicht als Ausschließlichkeit.

5. die Mensch-im-Fokus-Apotheke – dort sollen Menschen zusammenfinden, die einsam sind, oder sich in der Großstadt anonym fühlen, um wieder das Gefühl zu bekommen, dass ihnen jemand zuhört. Der Marketingexperte sagt allerdings selbst, dass er nicht weiß von was eine solche Apotheke leben soll. Wie bitte? Ging es nicht darum, dass er uns erklären wollte wie die dusseligen Apothekenleiter sich zukünftig aufstellen sollen damit sie finanziell bestehen können? Und dann nennt er ein Geschäftsmodell bei dem er selbst nicht weiß wie da Geld zu holen ist? Seltsame Ideen hat der Mensch. 

Das erinnert mich an meinen alten Chef, der damals laut überlegt hat, in den Apothekenräumen eine Kneipe aufzumachen. Mit meiner PTA Kollegin und mir als Bedienung „Zur alten Apotheke“ hätte die dann geheißen und unsere Stammkunden die vornehmlich zum quatschen da waren hätten ihr Kaffeekränzchen dort abhalten können. Dazu braucht es aber keine „Mensch im Fokus Apotheke“…

6. Die Compliance-Wirkungs-Apotheke die sich auf das Arzneimittelmanagement spezialisiert. Da viele Menschen aufgrund fehlender Compliance durch weglassen oder falsche Einnahme ihrer Medikamente sterben sei hier ein großes Potential. „Die Pharmahersteller würden doppelt so viel Umsatz machen, wenn Menschen ihre Medikamente richtig einnehmen würden“, meint Herr Dess. Wieso? Weil sie dann wahrscheinlich länger leben und so auch mehr einnehmen können? Naja… zu Compliance, Neben- und Wechselwirkungen gibt es schon wirklich viele Apotheken die auf sehr hohem Niveau beraten. Und genau hier sehe ich auch den Ansatz um herauszufinden WER überlebt. Aber das ist eine andere Geschichte…

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
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3 Antworten zu Apothekentypen

  1. aponettesplauderei schreibt:

    Als ich das heute las, dachte ich auch: Mensch, weißt Du eigentlich überhaupt etwas über Apotheken? Wenigstens mußten für diese dümmlichen Banalitäten keine Bäume gefällt werden….

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  2. ednong schreibt:

    Mensch, das ist ein Werbe-Fuzzi! Warum sollte der was von Apotheken verstehen?

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  3. gedankenknick schreibt:

    Wenn via Super-Selektiv-Lieferverträgen und Super-eGK-Server und Super-eRezept die Kassen sowieso die verordneten Arzneimittel an Versandapotheke X und Y zuweisen, und die niedergelassene Apotheke dann „für die dringenden Antibiotika gut ist“ [wobei „A…nbieter Prima“ das ja innerhalb von 2 Stunden mit Boten nach Hause liefert (für den doppelten Preis versteht sich) bestimmt auch in der Uckermark… ach nee, da mit männlichen Bienen (dann für den 3fachen Preis)]…
    …dann sind 95% aller niedergelassenen Apotheken TOT. Dann kann man so kompetent sein wie man will und schneller liefern, als Einstein das erlaubt hat – es interessiert schlicht nicht mehr! Denn dann hat man als Apotheke (und auch als Patient) schlicht KEINEN Einfluss mehr auf den Verbleib des Rezepts. Dystopie?

    Nö, das war schon 2003 für die ursprüngliche Einführung der eGK im Jahr 2006 seitens der KrankenKassen so geplant, und ich habe schon 2004 (offline) vor dieser Entwicklung gewarnt. Damals haben wirklich ALLE gesagt, ich würde spinnen. Das es NICHT so gekommen ist lag aber nicht an der vorhandenen Technik, sondern NUR an der Inkompetenz der GEMATIK mit ihren Politiker-Ruhestands-Posten. Hätten da 5 Leute mit Ahnung gearbeitet, wäre das System spätestens 2008 in Serienbetrieb gegangen. Aber zur Beruhigung aller: MocDorris, der engliche EdDoc, die Kassen und unsere spargelfahrenden SPD-Politiker haben das Ziel nicht aus den Augen verlohren. Und zu meinen (Berufs-)Lebenszeiten werde ich das noch erleben, so viel sei von mir cassandrat…

    Und wer mr nicht glaubt schaue sich die Selektivverträge im Hilfsmittelbereich an. Inkontinenzmaterial z.B. Oder die Inahaltorversorgung der DAK. Dann weiß man, wohin der Hase läuft…

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