Securpharm

In meinem gestrigen Artikel sprach ich die Problematik an, was einem passieren kann wenn man tatsächlich gefälschte Ware im Lager findet. Hat man „Glück“, und hat nur einen einzigen Lieferanten, dann kann man problemlos nachweisen, woher das Medikament bezogen wurde. Schwieriger wird es dann, wenn eine Apotheke von mehreren Lieferanten beliefert wird, und die Ware auch von allen einmal bezogen hat. Beispielsweise fände man das gefälschte Arzneimittel X, hat man im letzen Vierteljahr vielleicht Packungen im Direktbezug erhalten und von Lieferant 1 und 2. Von wem kam nun die Fälschung? Die meisten Direktsendungen haben ja inzwischen die ausgelieferten Chargennummern auf der Packung stehen, aber auf Großhandelsrechnungen stehen die nicht. Fällt also nicht direkt nach dem Bezug auf, dass an Arzneimittel X etwas nicht stimmt, hat man ein Problem, da Lieferant 1 mit dem Finger auf 2 deutet und umgekehrt. Securpharm wird das nun beenden, aber erst 2019 soll es flächendeckend angewendet werden. Hierbei gibt es Codierregeln, bei denen jeder Packung bereits beim Hersteller ein individueller Code aufgedruckt wird, um den Lieferweg lückenlos nachweisbar zu machen. Bis dahin gilt: noch besser aufpassen, Hochpreiser SOFORT kontrollieren wenn sie in der Apotheke ankommen und das auch dokumentieren. Wenn sich aus der Historie erkennen lässt, dass das in der Apotheke immer so gehandhabt wird, dann hat man im Falle eines Falles bessere Karten. Schlimm nur, dass es so weit kommen muss…

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9 Antworten zu Securpharm

  1. ednong schreibt:

    Ich fasse es nicht. Das gibt es schon. Und es wird erst 2019 umgesetzt? Oh man, wie schwer kam es sein, eine herstellerspezifische und eineindeutige Nummer auf die Packung zu bringen, die rückverfolgbar ist? Wow.

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  2. gedankenknick schreibt:

    SecurPharm wird die Sache nur VERSCHLIMMERN! Denn geschützt ist nicht der Inhalt, sondern nur der Umkarton des Arzneimittels.

    Wenn jemand gültige Codes klaut und diese auf Umkartons druckt, die VOR den Originalen in Umlauf kommen, sind diese Fälschungen dann automatisch gut. Hingegen werden die Originale dann später als Fälschung identifiziert!

    SecurPharm wiegt alle Beteiligten in nicht vorhandener Sicherheit – und kostet hinzu ein Schweinegeld. Securpharm ist ein total falscher Ansatz, zusmal nicht etwa der Weg eines Arzneimittels verfolgt wird, sondern nur der Punkt der Ausbuchung aus dem System bei der Abgabe an den Patienten. Davor darf die Packung 80mal um die Welt reisen – interessiert keine Sau.

    Securpharm macht ALLES schlimmer, bürokratischer, langsamer und teurer. Sorry. Jeder der auch nur einen Funkten IT-Verständnis hat, kann über des Prinzip hinter SecurPharm nur den Kopf schütteln und die Hände vor die Augen schlagen.

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    • ptachen schreibt:

      Oh! Ich hatte es so verstanden, dass eben GERADE der Weg zum Kunden nachprüfbar werden soll durch dieses System! Ich muss allerdings zugeben, dass ich IT- mäßig völlig planlos bin. Es klang in meinen Ohren gut, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren – bin ja lernfähig 🙂

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      • gedankenknick schreibt:

        Falsch. Sämtliche Handelswege werden NICHT verfolgt / gespeichert.

        1) Der Hersteller trägt den Code in die Datenbank ein.
        2) Beim „über den Scanner ziehen“ an der Apo-Kasse wird der Code abgeglichen und ausgetragen aus der Datenbank (bzw. „gesperrt“).

        Es sind nun folgende besonders lustige Szenarien möglich:
        A) Direkt vorm Patienten wird Dir mitgeteilt, es handele sich um eine Fäschung.
        B) Wegen offline wird der Vorgang 10 Stunden später nachgebucht, NUN wird Dir mitgeteilt, Du hast dem Patienten eine Fäschung mitgegeben.
        C) Wie oben beschrieben ist der Code geklaut / gehackt und auf der gefäschten Packung. Nun gibst Du die Packungung ab, die Dir als Original bestätigt wird. Dem Kollegen, der 2 Wochen später die Packung mit dem Originalcode „durchzieht“, wird diese als Fälschung ausgegeben.

        Es geht sogar noch besser: Selbst wenn man zwischenzeitlich den Status einer Packung abfragen KÖNNTE, würde das unsinnig sein. Denn wenn ein Fäscher 10.000 Packungen mit nur EINEM geklauten Code auf den Markt wirft, wird bei jeder Abfrage diese Packung als Original bestätigt, solange nicht die Erste Packung wirkllich abverkauft ist. Du kaufst also eine als Original bestätigte Packung ein, die in Deinem Lager dann zur Fälschung mutiert. Geil oder? Da bekommt das bei Apothekern eher unbeliebte Wort „Lagerwertverlust“ doch eine ganz neine Dimension…

        SecurPharm ist … man verzeihe mir … der größte Scheiß, seit der letzte Brontosaurier defäkiert hat.

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      • landapotheker schreibt:

        Exakt so ist es. Securpharm ist keine Lösung, sondern ein neues Problem! Denn wenn die Fälscher schon jetzt echte Chargennummern kennen, dann kennen sie sicherlich auch die Securpharm-Codes. Und wie gedankenknick schreibt gewinnt die Packung, die als erstes in der Apotheke ausgebucht wird.

        Securpharm wird uns in den Apotheken die Arbeit weiter erschweren. Und wenn die Securpharm-EDV lahmgelegt wird, geht nix mehr. Das ist ein Riesen-Mist, aber man muss ja in Deutschland analog zur Lkw-Maut immer mit Kanonen auf Spatzen schießen.

        In meinen Augen sollte die Lieferkette Hersteller-Großhandel-Apotheke bei Arzneimitteln (nicht Diagnostika und Hilfsmitteln) unbedingt eingehalten werden. Wenn der Großhandel Ware bei anderen Großhändlern (oder auch bei Apotheken via Direktgeschäft) bezieht, kann er für nichts garantieren.

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      • ednong schreibt:

        Ich glaubs nicht. Da ist man seit Jahrzehnten in der Lage, die Herkunft des kleinsten Schweineohrs nachzuverfolgen – also des bisher gegangenen Weges – und schafft das nicht bei Arzneien?

        Ich glaube, da sollten mal Profis ran …

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      • landapotheker schreibt:

        Die Hydra nennt sich „freier Warenverkehr“ innerhalb der EU. Und Chargenverfolgung gibt es -bis jetzt- nur bei Tierarzneimitteln…

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  3. nickel schreibt:

    Ich kann nicht fassen, dass das noch nicht umgesetzt ist. Bei Lebensmitteln ist das schon ewig so. Wenn ein Gewürz nicht in Ordnung war, kann man anhand der Nummer feststellen, wann und wo es abgefüllt wurde, sogar an welcher Maschine, zu welcher Uhrzeit und Schicht und somit welche Person das war!

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