Einen schlechten Tag…

…hat heute meine Kollegin Lea erwischt. Ärger mit Kunden, fiese Telefonate bei denen sie beschimpft wurde und Probleme mit Arztpraxen – es war wirklich alles geboten was so richtig Freude macht. Da habe ich ihr von einem meiner schlimmsten Tage in der Apotheke erzählt (ausgenommen die Ausbildungszeit, da war fast jeder Tag furchtbar):

Er begann mit der Müllabfuhr hinter der ich bei der Fahrt zur Arbeit hinterher fahren musste, und dadurch kam ich ein wenig zu spät. Mein alter Chef hatte einen richtig brummigen Tag und war deshalb ziemlich angepestet. Anschnauzer Nr.1 des Tages und ich war noch schlechter gelaunt.

Als nächstes rief ein Kunde an, dass er (über 90 Jahre alt) es körperlich nicht schaffe sein bestelltes Medikament abzuholen, und bat mich es ihm zu bringen. Kein Problem… eigentlich. Ich ging zum Haus und klingelte, er öffnete per Summer die Eingangstür. Die Wohnungstüre war nur angelehnt, und ich klopfte

Hallo? Die Apotheke ist da!

„Kommen Sie bitte rein, ich liege im Wohnzimmer!“

Ich ging durch den Flur ins Wohnzimmer, und da lag er auf der Couch. Nackt. Splitterfasernackt, ein Bein aufgestellt und angewinkelt, so dass man einen „guten Blick“ auf die Körpermitte hatte. Er strahlte mich an.

„Kommen Sie ruhig näher! Mir war so warm, da hab ich mich ein wenig erleichtert. Setzen Sie sich doch bitte auf das Sofa, ich habe da noch ein paar Fragen zu den Medikamenten.“

Unnötig zu erwähnen, dass ich nicht gewillt war, sie ihm auf diese Weise zu beantworten… Ich stellte die Tüte ab, riet ihm seine Fragen bitte in der Apotheke telefonisch zu stellen und ging. Als ich wieder bei der Arbeit ankam fragte mich mein Chef natürlich gleich, was los war, denn der Kunde hatte direkt angerufen und sich beschwert. Ich sei sehr unhöflich gewesen und hätte seine Fragen nicht beantwortet.

Hat er erwähnt, dass er nackt war?

„Nein… aber das erklärt warum er gesagt hat, dass Sie prüde wären.“

Der Tag ging dann nicht viel besser weiter – ähnlich wie Leas Tag heute – als am Abend nochmals eine Kundin um eine Lieferung bat. Mein Chef ließ mich 10 Minuten eher gehen und ich fuhr das Medikament aus. 

Das Mehrfamilienhaus lag am Fluss etwas außerhalb, und die Kundin war nicht Zuhause. Sie sagte noch, dass Sie die Abschlusstüre nicht verriegelt, und ich sie einfach aufdrücken soll. Die Tüte mit den Arzneimitteln solle ich innen an die Wohnungstüre im 2. Stock hängen. Also gut, ich fand alles so vor wie beschrieben. Als ich aus der Haustüre heraus gehen wollte empfing mich allerdings ein Rottweiler Mix. Ein schlecht gelaunter Rottweiler Mix um genau zu sein. Er sah mich von der Auffahrt aus, fing sofort an zu bellen und raste auf mich zu. Erschrocken trat ich wieder ins Treppenhaus zurück und schloss die Türe. 

Das wütende Gebell des „Zerberus“ wollte kein Ende nehmen und ich stand da – das Handy hatte ich im Auto liegen gelassen. Nachdem ich eine Weile nichts mehr gehört hatte öffnete ich vorsichtig die Türe – und entfesselte wieder den Höllenhund, der auf mich gewartet hatte… schnell wieder zurück.

Gefühlte Ewigkeiten später hörte ich eine Frauenstimme, die „Rocky“ zu sich rief und anleinte. Ich traute mich nun, einen Blick hinaus zu riskieren. Es war unsere Kundin, die es ja leider nicht geschafft hatte ihr Medikament abzuholen, weil sie noch Gassi gehen musste. Auf dem Weg nach Hause hatte sie eine Bekannte getroffen und den Hund schon mal abgeleint damit er die Auffahrt hoch nach Hause laufen konnte, weil er so nervös war.

Haben Sie ihn denn nicht bellen hören?“

„Da hab ich mir nichts dabei gedacht. Ich dachte es wäre nur wieder ein Eichhörnchen im Baum oder eine Katze.“

Eine Entschuldigung habe ich jedenfalls nicht gehört. Zurück im Auto stellte ich fest, dass ich mindestens 15 Minuten dort im Treppenhaus gesessen hatte. Seither gehe ich jedenfalls nie mehr ohne Handy auf Botenfahrt…

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
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Eine Antwort zu Einen schlechten Tag…

  1. aponettesplauderei schreibt:

    Ja, so Tage gibt es…. Zum Glück dann auch wieder andere. 😀

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