Im DocCheck Forum, in dem einige meiner Blogbeiträge hier ebenfalls veröffentlicht werden, wird mir immer mal eine gewisse Überheblichkeit attestiert. Ich sei der Meinung, PTA wären fachlich auf dem gleichen Niveau wie Apotheker, und insbesondere ich persönlich würde den Anschein erwecken, dass ich denke die Arbeit meines Chefs genau so gut erledigen zu können.
Da ich der Ansicht bin, so etwas nicht einmal im Entferntesten geschrieben zu haben, muss ich mich da hoffentlich nicht wirklich rechtfertigen, aber es hat mich zum nachdenken gebracht. Und zwar über die PTA und die Apotheker die ich bisher in meinem Berufsleben kennenlernen durfte.
Das war ein buntes Sammelsurium an interessanten Menschen, so viel vorab… aber ich würde der ein- oder anderen PTA durchaus zutrauen mehr zu leisten als sie offiziell darf, manche andere dagegen würde ich als verantwortlicher Apotheker nicht einmal 10 Minuten alleine in der Offizin Kunden beraten lassen.
Die Apotheker/innen mit denen ich bisher das Vergnügen hatte waren durchweg fachlich kompetent und einige davon in meinen Augen in einer Apotheke fachlich unterfordert. Also an Wissen, Intelligenz oder Fachkompetenz mangelte es tatsächlich nicht einem/einer von ihnen, wohl aber manchen an Führungsqualität, sozialer Kompetenz und Einfühlungsvermögen.
In meiner ersten Apotheke arbeitete zum Beispiel eine extrem souveräne PTA, die damals 15 Jahre in diesem Betrieb war, und dort auch gelernt hat. Sie meisterte wenn der Chef im Urlaub war sämtliche Klippen im Umgang mit schwierigen Kunden, wurde bei allen möglichen auftauchenden Fragen immer als Ansprechperson herbeigerufen und war immer die Ruhe selbst, auch wenn einmal der „Kittel brannte“ – so wollte ich auch einmal werden! Ihr als „Aufsicht“ zur Seite gestellt war damals eine junge, extrem nervöse und reizbare quasi dauerbeleidigte Apothekerin, die an für sie schweren Tagen auch schon mal heulend im Backoffice verschwand wenn ein Kunde unzufrieden war. Chemische Reaktionsgleichungen und Summenformeln konnte sie herunterbeten wie nichts (hat sie auch gerne mal vor der verdutzten Kundschaft gemacht), Wechselwirkungen, Nebenwirkungen etc. kannte sie aus dem Effeff – aber mit Menschen kam sie nicht klar. Für die Apotheke ist das eher unpraktisch… Über den Chef hatte ich im Lehrjahrebereich schon geschrieben… belassen wir es dabei.
In meiner zweiten Apotheke hatte ich über die Jahre insgesamt mit zwei PTA zu tun und mit zwei Apothekerinnen. Die PTA wären beide schon Muttis und die Apotheke lief eher nebenher. Beide sehr freundlich, kompetent und zufrieden „an ihrem Platz“ mit Apotheker im Hintergrund der immer befragbar und in Hörweite war. Allerdings beide eher im Labor zuhause als im Offizinbereich – was ja auch durchaus in Ordnung ist! Das gehört ja ebenfalls zu unserem Aufgabenbereich. Die Apothekerinnen und der Apothekenleiter waren alle drei fachlich und menschlich Klasse. Hier lief es immer wie geschmiert- jeder war an dem Platz an dem er am Besten aufgehoben war, niemand war unzufrieden, es „passte“ einfach.
Zur Vorstadtapotheke muss ich nicht viel schreiben, hier wisst ihr ja schon (fast) alles. Personalmäßig wechselt es hier ein wenig häufiger als ich es bisher gewohnt war, das liegt aber zum größten Teil an der Familienplanung der lieben Kolleginnen und mir 🙂
Hier habe ich allerdings auch zwei PTA erlebt, die in einer Apotheke einfach am falschen Ort sind. Ich will da nicht viel darüber schreiben, die Artikel dazu sind inzwischen auch alle „privat“, aber wer als verantwortlicher Apotheker mit solchen PTA arbeitet, der kann sich sicher nicht vorstellen, sich von so jemandem vertreten zu lassen. Meine derzeitigen PTA Kolleginnen halte ich persönlich aber für souverän und kompetent genug, (genau wie die PTA in meiner Lehrapotheke) nach 5 Jahren im selben Betrieb und nach 2 Zusatzsemestern Rechtskunde für ein paar Tage auch ohne Apotheker klarzukommen.
Sowas muss ich auch einmal schreiben können, ohne dass mir gleich Überheblichkeit attestiert wird… hab ja nie gesagt ich würde mir zutrauen eine Apotheke dauerhaft zu leiten. Da gehört schon noch einiges mehr dazu, das weiß ich wohl. Ein gerechter, lustiger, freundlicher, kompetenter, loyaler, nachsichtiger aber bestimmt auftretender, sozialer, betriebswirtschaftlich fitter, intelligenter und kluger Mensch mit ein paar kleinen Fehlern sollte das sein. Quasi eine pharmazeutische eierlegende Wollmilchsau 😉 Das bin ich nun wahrlich nicht, und diesem Stress würde ich mich auch nicht aussetzen wollen…
Als Apotheker und Inhaber kann ich die Meinung anderer wegen Überheblichkeit nicht teilen! Z.Z. habe ich noch Ingenieure, aber da die aussterben, mag ich gar nicht an die Zukunft denken, soll ich quasi 11h am Tag in der Apotheke stehen? Ein Umdenken bei der Ausbildung und eine „Karriere“ von PTA in der öffentlichen Apotheke würde ich schwer begrüßen!
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Ich finde dich aus Sicht einer Apothekerin auch nicht überheblich!
Die aktuelle Gesetzeslage finde ich in diesem Bereich auch einfach dämlich.
Dass Industrieapotheker (wie ich) auch nach 20 Jahren keine-Apotheke-mehr-von-innen-gesehen und 0 vorgeschriebenen Weiterbildungen einfach so eine Apotheke leiten dürften…aber eine PTA mit 20 Jahren Berufserfahrung in eben dieser nicht.
Ich hatte schon Anfragen (über Ecken) aus mir vollkommen unbekannten Apotheken, dass der Chef krank wäre, ob ich da einen Freitag einspringen könne? Ich müsse auch nur hinten sitzen und nix machen…also quasi Unterschriften-Tante für mir unbekanntes Personal, nicht wissen was sie da tun, aber rechtlich dafür haften müssen. Danke, aber nein danke.
Da wäre es sinnvoll, wenn sich Aptheker zeitlich begrenzt durch weitergebildete PTA vertreten lassen könnten, halt analog zum Ingenieur.
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Bin zwar medizinisch interessiert, aber dennoch Laie. Überheblichkeit hab ich nicht feststellen können – Du weißt, was Du und die Kollegen können und leisten und hast einen Chef, für den man gern arbeitet. Das ist doch nichts schlechtes!
Mir persönlich ist es egal, was auf dem Namensschild als Titel steht, auch mit denen in Ausbildung habe ich noch keine schlechte Erfahrung gemacht.
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Du und überheblich? Eher ziemlich selbstsicher und mit konkreten Vorstellungen ausgestattet …
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Danke schön 🙂
Bei DocCheck werde ich für meinen Text gerade gefleddert, geteert und gefedert. Und das im Urlaub…!
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Ich habe so das Gefühl, daß auf DocCheck ein Haufen Trolle unterwegs sind.
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Ich hoffe es… anders ist es für mich nicht zu erklären, warum ein an sich harmloser Artikel dermaßen eskaliert. Es gibt viele überlegte, interessante und weiterführende Antworten auf dieser Plattform, und es sind viele gebildete Leute darunter… aber bei manchen fragt man sich schon was für eine Kinderstube sie genossen haben!
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Nun ja,
dann kannste ja nicht zu braun werden im Urlaub … 😉
Lass sie fleddern. Und wenn sie fertig sind, suchst du dir alles wieder zusammen und versuchst es erneut, ihnen zu erklären. Wenn sie es denn hören wollen. Aber vermutlich ist genau das das Problem – sie wollen so etwas nicht hören.
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Also ich finde nichts überheblich daran, sondern glaube vielmehr, dass es da sicher auch in Einzelfällen Überschneidungen der Kompetenzbandbreite gibt..
Also dass ambitionierte PTA ggf auch mal den einen oder anderen unambitionierten Apotheker überflügeln könnten…
(Also ich kann mir schon vorstellen, dass es Apotheker gibt, die sich gerade so zur Rente hin, ihre PTAs so hinbilden lassen, dass sie den Laden schmeissen, und wenn das klappt ggf eben auch selbst nicht mehr so am Ball bleiben, sondern den Laden halt weiterlaufen lassen, weil`s funktioniert… Also das Prinzip „Hinterzimmeronkel“ in der eigenen Apotheke realisieren.
Das mein ich auch nicht abwertend…
Nur ne PTA muss es eben nicht können – sondern es liegt wohl sehr in der Person begründet, wenn sie`s kann.
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