Die AOK hat sich etwas Neues einfallen lassen um die Apotheken zu schröpfen… Entschuldigung… zu retaxieren.
Sie rufen jetzt in verschiedenen Apotheken an, die Hochpreiser (Medikamente die über 1000€ kosten) abgegeben haben, und fordern Bezugsnachweise. Warum das denn? Wird geargwöhnt dass die Arzneimittel abgerechnet wurden ohne dass sie tatsächlich bestellt und an den Kunden abgegeben wurden (dann könnte man dieses Vorgehen ja noch nachvollziehen)? Nein! Die Kassen wollen nachsehen, ob das Bezugsdatum der Medikamente tatsächlich VOR dem Datum liegt, das auf dem Rezept aufgedruckt ist. Ansonsten retaxieren sie den Gesamtbetrag nämlich auf 0, denn streng genommen darf das Rezept erst dann samt Datum bedruckt werden, wenn der Kunde es abholt, nicht wenn er es bestellt.
Wohlgemerkt: es wird dabei niemand geschädigt! Der Patient erhält sein Medikament genau so wie es der Arzt verordnet hat, die Apotheke bezahlt den normalen Preis, ohne sich an irgendwelchen Rabatten zu „bereichern“ und rechnet mit der Kasse ja ohnehin erst am Monatsende ab. Alle haben bekommen was sie wollten und trotzdem wird aufgrund eines Formfehlers garnichts bezahlt. Ist das noch normal? Ist das ein fairer Umgang mit Geschäftspartnern? Ich empfinde das als Beutelschneiderei und moderne Wegelagerei.
Die ganzen Verwaltungskosten der Krankenkassen (die im übrigen doppelt so hoch liegen wie die Gelder die an Apotheken ausgezahlt werden) müssen ja irgendwo reinkommen, nicht wahr? Es ist wirklich zum davonlaufen… am besten in eine andere Krankenkasse.
Irgendwie habe ich grad einen Knoten im Hirn. Was ist das Bezugsdatum? Ich hätte jetzt gedacht das ist der Tag, an dem der Patient das Medikament erhalten hat. Aber dann kann das Datum ja nicht VOR dem Datum auf dem Rezept liegen? *gradirgendwieverstrubbeltbin*
Ich bin zwar nicht in der AOK, aber Ideen die eine Kasse hat haben ja andere vermutlich auch bald. Und da ich auch eine ziemlich teure Patientin bin möchte ich natürlich meine Apotheke nicht mit irgendeinem Formfehler in Gefahr bringen, sofern ich irgendwas dagegen tun kann.
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Hallo Judi! Ich finde es immer wieder toll wie viele Gedanken Du Dir immer machst! Du kannst da aber wirklich nichts tun… Es geht darum, dass eine Apotheke Medikamente die im 4 stelligen Eurobereich liegen in der Regel dann bestellt, wenn das Rezept da ist. Solche Dinge an Lager zu legen ist nämlich meistens unwirtschaftlich. Um eine Bestellung auszulösen bedrucken wir die Rezepte der Einfachkeit halber an den Kassen und lösen dadurch einen Minusbestand im Lager aus. So wird automatisch der Artikel bestellt. Hochpreiser führen nicht alle Großhändler, so dass wir oft direkt beim Hersteller ordern müssen und die Lieferung dann nicht am gleichen Tag erfolgt, sondern erst am nächsten Tag. Auf dem Rezept steht dann z.B. der 2.10. aber der Patient erhält die Ware erst am 4.10. Dieser Tag erscheint dann auch auf der Rechnung die die AOK sehen will. Da das Rezept mit dem 2.10. bedruckt ist zahlt die KrankeKasse dann aufgrund des Formfehlers Anfang November kein Geld an die Apotheke. Nett, oder?
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Danke für die Erklärung. Und für das Kompliment *rotwerd*.
Das Vorgehen der AOK ist ja heftig. Und unverschämt. Und überhaupt (mir gehen grad echt die Worte aus). Dann hoffe ich sehr, das meine Krankenkasse nicht auch auf solche Ideen kommt. Ich bekomme alle 3 Monate eine Medikament im Wert von >3000 €, auf den genau das zutrifft – heute bestellt, morgen da – und möchte bitte auch, dass meine Apotheke das ordentlich bezahlt bekommt.
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Warum ist das Retaxieren überhaupt legal? In Einzelfällen verstehe ich das, im Großteil der Fälle allerdings nicht.
Hilfreich fände ich es, wenn es eine Info an die Versicherten gäbe, dass und warum eine Retaxierung stattgefunden hat.
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Sehe ich auch so. Und wenn meine KK ständig retaxiert, kann ich wenigstens was tun und wechseln.
Das oben genannte Beispiel macht mich echt wütend. Das ist so ein fadenscheiniger Grund, sowas hätte in anderen Branchen weder Hand noch Fuß und würde sofort für die Apotheken-Partei entschieden werden.
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Und wenn meine KK ständig retaxiert, kann ich wenigstens was tun und wechseln.
Und genau deswegen informiert Dich Deine Kasse nicht. Und droht der Apotheke im Zweifelsfall STRAFE an, wenn jene Dich darüber informiert…. So ist das in D.
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Waaaaaaaaaas? Das ist ja wie bei der Mafia. D:
Ich bin ehrlich entsetzt!
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Das ist eine bodenlose Frechheit von der AOK!
Dumme Frage: Wer entscheidet, wann etwas ein Formfehler ist?
Zweite dumme Frage: Wie wird das bei diesen „Versandapotheken“ gehandhabt?
Dritte dumme Frage: Gibt es irgendeine KK, die nicht ganz so unverschämt ist oder sind sich die da alle so etwa einig?
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Zu Frage 1: Die Formfehler ergeben sich durch die Nichteinhaltung von diversen Vorgaben (wenn z.B. ein Rezept älter als 4 Wochen ist darf es nicht mehr zu Lasten der GKV abgegeben werden). Davon gibt es viele, und manche davon (wie das tatsächliche Abgabedatum) sind einfach nur noch lächerlich in meinen Augen. Den Sinn dahinter verstehe ich jedenfalls nicht!
2. Frage: ich schätze mal, dass die sich daran ebenfalls nicht halten (können). Oder woher sollte DocMorris wissen wann sein Paket (das ja oft bei Nachbars abgegeben wird) beim tatsächlichen Adressaten landet. Aber das interessiert ja wieder keinen. Die AOK wird es sich – wie die anderen Kassen auch – mit ihrem potentiellen zukünftigen Rabattgeschäftspartner nicht verderben wollen…
Zu 3: die diversen BKKen waren bisher eigentlich ganz vernünftig. Bisher 😉
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Erst mal danke für die Antworten. 🙂
Zu Frage 1: Und wer entscheidet, welche Vorgaben es gibt? Regierung, Ämter oder etwa die KK selber?
Zu Frage 2: Jep, so in etwa habe ich mir das auch gedacht und es geht mir ganz enorm gegen den Strich. Bei sowas macht mein Gerechtigkeitsempfinden Purzelbäume. *mpf*
Zu Frage 3: Dann bin ich ja froh, dass ich bei einer BKK bin. 🙂
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