Sicherstellungsauftrag in Zeiten der Kontingentierung

Wir Apotheken haben von der Regierung einen Auftrag, und der nennt sich: Sicherstellung der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Das wird uns in den letzten Jahren deutlich erschwert, und ist zur Zeit wieder mal so schwierig wie selten. 

Immer wieder zeigt mir die kleine Bestellampel in meinem Monitor beim bedrucken eines Rezepte zwei rote Leuchten. Das bedeutet, dass der gewünschte Artikel nicht zu bekommen ist. Nicht heute, auch nicht über Verbund aus einem anderen Haus des Großhändlers – einfach gar nicht.

Die Kunden sind dann oft sehr erstaunt wenn ich sage

„Tut mir sehr leid, ihr Medikament ist gerade nicht zu bekommen“

und denken, sie müssten dann eben bis morgen warten – schlimmstenfalls eine Woche – und dann wäre es wieder verfügbar. Aber das ist leider nicht der Fall. Selbst „banale“ Arzneimittel wie ASS 100 sind von manchen Herstellern einfach nicht zu bekommen. Manchmal bekommt man das dann von anderen Herstellern, und wenn das dem Patienten nicht so wichtig iat ob die Packung von HEXAL oder Bluefish kommt, dann ist das ja in Ordnung. Ab und an ist zum Beispiel auch eine kleinere Packungsgröße (noch) verfügbar. Aber in manchen Fällen geht leider gar nichts mehr. Unser Chef ist mittlerweile dazu übergegangen seine Telefonate mit den Herstellern vor den betroffenen Kunden per Lautsprecher am Telefon zu führen, damit sie sehen dass wir sie nicht veräppeln wenn wir Ihnen mitteilen, dass ihr HCT erst wieder Anfang 2018 lieferbar ist (der extremste Liefertermin für ein Arzneimittel war übrigens bisher August 2018 – VORAUSSICHTLICH).

Der Großhandel und die Hersteller schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe wie in diesem Beitrag (Teil 1 und Teil 2). Angeblich gibt es laut den Herstellern keine Kontingentierungen, und dann steht unter den Rechnungen das hier:

Man fühlt sich machtlos, weil wir nicht wissen wer „Schuld“ an dieser Misere hat. Der Leidtragende ist letztlich der Kunde, der sein bekanntes und verträgliches Medikament nicht bekommt, und wir können ihm nicht einmal einen Grund dazu nennen. Mein alter Chef hat dazu einmal gesagt: „Man hat den Eindruck, nicht wir haben die DDR übernommen, sondern die uns“. 

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PTA mit Leib und Seele.
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3 Antworten zu Sicherstellungsauftrag in Zeiten der Kontingentierung

  1. Eve schreibt:

    Lustig, bei uns heißt es immer, es ist eben der goldene Westen, dem wir das ganze Gezerre tu verdanken haben 😉

    Gefällt 1 Person

  2. Eve schreibt:

    Nunja, die DDR wird wohl mit den heutigen Problemen in der Arzneimittelversorgung wenig zu tun haben. Ich finde, wir haben viel zu viele Firmen pro Wirkstoff, bei Sachen wie Bisoprolol oder Amlodipin. Und dann hat man Betmiga oder Vesikur, wo man bei Astellas immer mal 3 Packungen bekommt. Ohne Alternativpräparat. Ich bin noch nicht lange in der Apotheke, aber in den 2 Jahren hat sich unsere „Nicht-lieferbar-Liste“ fast verdreifacht…

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