Das Kamingespräch – Teil 2

Richtig interessant wurde es, als wir auf das Thema Lobbyismus und Korruption im Pharmabereich zu sprechen kamen. Dr. Wodarg führte aus, dass er damals durch sein vehementes Veto zur Schweinegrippe- Impfung genügend Leute gegen sich aufgebracht hat, dass ihn das seinen sicheren Listenplatz für den Bundestag kostete. Die WHO scheint offensichtlich auch keinesfalls die unabhängige Institution zu sein, für die sie gehalten wird (das Robert Koch Institut im übrigen ebenfalls nicht). Wer sich für die damaligen Vorgänge interessiert, dem sei dieser Link hier ans Herz gelegt:
http://www.zeit.de/politik/2010-01/europarat-panikmache-schweinegrippe
Dafür gehört er heute Transparency International an, die durch diesen Fall auf ihn aufmerksam wurden. Auch die damaligen Panikkäufe von „Tamiflu“ hält er für die Konsequenz einer gefaketen Gesundheitsgefahr.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die großen Pharmakonzerne natürlich Geld verdienen wollen. Um neue Impfstoffe oder Medikamente zu entwickeln braucht man aber erst einmal viel Geld – die Forschung verschlingt es förmlich. Daher ist es inzwischen so, dass das Outcome der Wissenschaft vermehrt das erzeugen von Geldern ist, und nicht von Wissen. Für Studien benötigt man genügend Erkrankte. Ist es möglich, dass für EHEC Studien jemand mit einem Wassersprüher voll kontaminiertem Spritzwasser auf dem Hamburger Gemüsemarkt einmal quer über das Gemüse geht? Ist es vorstellbar, dass man die Prävention eines Ebola- Ausbruches so lange verschleppt bis genügend Menschen davon betroffen sind dass es sich wirtschaftlich lohnt medikamentös zu intervenieren? Wird die Masern Durchimpfung der Gesamtbevölkerung nur aufgrund monetärem Interesse weiterhin so vehement proklamiert, obwohl man inzwischen ahnt, dass man die Krankheit aufgrund der vorhandenen tierischen Reservoirs gar nicht ausrotten kann?

(http://impformation.org/de/blog/wissenschaft/eine_ausrottung_von_masern_ist_unmoeglich/2015-03-02/55/).

Und was ist der nächste Fake der kommt? Der angeblich so viel bessere tetravalente Grippeimpfstoff, mit dem sich so mancher jetzt zum zweiten Mal (nach der trivalenten Impfung die man schon bekommen hat) impfen lässt? Die Antworten auf diese Fragen farf sich jeder selbst geben.
Zum Thema Rabattverträge durch die Krankenkassen fiel unseren Experten auch so einiges ein. Ist das System samt der Rabattverträge und der vielen Extraverträge die jede KK für sich selbst aushandelt absichtlich so unübersichtlich um auch den Lobbyismus tragen zu können? Wer profitiert von diesem verworrenen Wust aus Verträgen und Vorschriften den eigentlich niemand mehr überblicken kann? Hat das Wettbewerbsstärkungsgesetz gezielt dazu beigetragen oder sollten Kassenwettbewerbe grundsätzlich beendet werden? Ist das Geld das die Versicherten ihren Kassen anvertraut haben überhaupt noch kontrollierbar? Ist nicht inzwischen die Wirtschaftlichkeit zum Primärinteresse der KrankenKassen avanciert und die Gesundheit der Versicherten spielt nur noch die zweite Geige? Grundsätzlich lohnt sich die Kassenbestechung jedenfalls seit der Einführung der Rabattverträge mehr als vorher.

Das führte dann zur Frage des 5- Foraminologen wer ihn zuerst umbringen würde, wenn er als Gesundheitsminister eine 1- Klassen Gesellschaft bei den Krankenkassen einführen würde: eine Kasse für alle also, ohne hundert verschiedener Rabattverträge. Die beiden Experten wollten sich da leider nicht festlegen, konstatierten nur, dass es bei einem Mord wohl zu viele Unwägbarkeiten gäbe als dass nicht irgendwann herauskommen würde wer den Auftrag dazu erteilt hat. Es würden zu viele Köpfe rollen und das Szenario sein also eher unwahrscheinlich. Wie man sieht gab es insgesamt mehr Fragen als Antworten, und es waren zwei sehr interessante und bereichernde Stunden in der Kaminrunde.

Meine SPD- Fragen wurden leider im Vorfeld bereits nicht zugelassen, da Dr. Wodarg ja inzwischen nicht mehr im Bundestag sitzt – ich habe am Ende trotzdem noch versucht eine davon loszuwerden. Und zwar die Frage warum so vehement für die Versandhandelserlaubnis von verschreibungspflichtigen Medikamenten aus dem Ausland gestritten wird, wenn das hierzulande dazu führt dass qualifizierte wohnortnahe Frauenarbeitsplätze in den örtlichen Apotheken verschwinden. Dr. Wodarg vermittelte den Eindruck, dass er unsere Probleme mit dem Standpunkt seiner Partei durchaus nachvollziehen kann. Was genau dahinter steckt war ihm aber nicht wirklich zu entlocken. Er war allerdings genau wie Dr. Eckert mit absoluter Sicherheit davon überzeugt, dass ein Versandhandelsverbot keinesfalls kommen wird. Beide schätzen übrigens die Apothekerlobby als überaus stark ein. Auf meinen Einwand, dass wir in den letzten Monaten und Jahren aber immer nur Federn gelassen haben entgegnete Dr. Eckert, wir hätten doch im Bereich Rezeptur, Notdienspauschale und Zytoherstellung gepunktet.

Die Rezeptur wird in der Tat besser entlohnt, nur trägt sie sich noch immer nicht einmal im Entferntesten selbst – gleiches gilt übrigens für die Nacht- und Notdienspauschale. Und wer profitiert denn von den Zytoverträgen? Das ist doch nicht das Gros der deutschen Durchschnittsapotheken, das sind nur knapp 300 herstellende Betriebe die da selbstverständlich nicht am Hungertuch nagen. Aber wir haben uns da in der Vergangenheit für die Politik wohl nicht ausreichend differenziert.
Abschließend bedanke ich mich bei beiden Experten der Kaminrunde, dass sie sich unseren Fragen gestellt haben, und viele Denkanstöße lieferten. Reicht bei mir jedenfalls schon beinahe zum Schreiben eines Pharmathrillers… Aufhänger habe ich jetzt genügend!

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
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5 Antworten zu Das Kamingespräch – Teil 2

  1. gedankenknick schreibt:

    zur Scheinegrippe:
    Der Virus war HOCH infectiös. Dass er bei weitem nicht so letal war wie zuerst befürchtet läuft imho unter „Glück gehabt“ für die Menschheit, denn wenn es so letal gewesen wäre wie anfangs befürchtet hätte die Schweinegrippe das Potential zu einer neuen „spanischen Grippe 1918-1920“ gehabt. Im nachhinein zu sagen: „War ja gar nicht schlimm, ist ja schließlich nix passiert.“ ist wahrhaft scheinheilig. Mit dem selben Argument könnte man alle Arbeitsschutzgesetze und auch die Berufsgenossenschaften abschaffen. Ich habe mich damals impfen lassen. Ich hatte leidlich heftige Nebenwirkungen (eine Nacht schwerer Schüttelfrost). Ich würde es in der selben Situation wieder tun.

    Das mit dem Tamiflu ist alledings… naja. Wenn man gute Lobbyarbeit sehen will, sollte man nicht bei den Apothekern schauen, sondern bei den Tamiflu-Verkäufern. 😉 Aber dass Politiker die Rezepturerhöhung als Lobbyarbeitserpressungserfolg durch Apotheker sehen, ist mir durchaus klar. Das liegt einfach daran, dass die alle nicht wissen (und sich auch gar nicht dafür interessieren), was in Apotheken wirklich los ist. Und alle nicht verstehen, dass die Kassen und auch die Politik selber die „Mischkalkulation“ aufgekündigt haben, dass es so nicht wietergehen kann, und dass Apotheken mit 2,3% der Gesamtausgaben der Kassen so viel Kosten verursachen wie die Krankenfahrten aller Patienten. Denn den Apotheken werden die ARZNEIMITTELAUSGABEN angelastet, nicht die DISTRIBUTIONSKOSTEN. Und DESWEGEN bekommen wir Haue. Das ist von den Kassen bewußt so kommuniziert, und die Politik (scharf auf Kassen-Posten) setzt das dann um.

    DA sollte man mal auf Korruption nachfragen. Wieso werden Kassen-Posten an Ex-Politiker verteilt? DAS ist doch eines der dickeren Probleme, denn dadurch entstehen Seilschaften!

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  2. Jessica Proksch schreibt:

    Liebes PTAchen,
    ich habe Dich erst vor ein paar Tagen entdeckt, und konnte mich schon an so vielen schönen Beiträgen von Dir erfreuen. Dieser war jetzt auch wieder sehr interessant und gibt dem Verschwörungstheoretiker in mir wieder etwas Futter XD

    Gefällt 1 Person

    • ptachen schreibt:

      Hallo Jessica! Willkommen und danke für das Lob, das freut mich 🙂
      …dann warst Du das, die die ganzen alten Beiträge durchforstet hat! (Sieht man in der Statistik) 😉

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  3. stuttgarterapothekerin schreibt:

    PTAchen, der Link auf impformation ist ein link auf eine Impfgegnerseite….vgl unterstützte Gruppen und Impressum…?

    Die zitierten Artikel von apotheke adhoc – ok, seriös.
    Dass das Ziel ausrotten heißt und evtl nicht erreicht wird – nicht schön, sollte dann auch so kommuniziert werden – da sollten die Ansagen klar sein.
    Die daraus implizierten Schlußfolgerungen (Impfen nützt eh nix, die pöhse Pharmaindustrie verdient sich damit einen goldnen A*sch) – m.E. nicht seriös!

    Impfen schützt die Impflinge vor den Krankheiten. PUNKT.

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  4. Pingback: Covid weckt Erinnerungen… | apothekentheater

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