Alternatives bei Krebs – Teil 2

Es gibt viel Unsinn auf dem Gebiet der Krebstherapie. Was hat man in den Apotheken nicht schon alles erlebt: Vitamin B17 aus Aprikosenkernen die dann zur Blausäurevergiftung führten. Thrombosen durch selbst injiziertes Backpulver. Ein verbrannter Darm durch einen zu heißen Kaffee- Einlauf. Alles schon gehört, und nicht nur von Menschen denen man den gesunden Menschenverstand absprechen möchte.

Doch warum fallen junge und gebildete Menschen immer wieder auf solchen Humbug herein?

Kürzlich gab es einen großen Bericht im öffentlich rechtlichen Fernsehen über Fake Science. Unseriöse pseudowissenschaftliche Fachzeitschriften veröffentlichen gefakte Studien die für Laien echt wirken. Diese werden angeblich über Peer Reviews geprüft und für belastbar befunden. Doch das entspricht nicht der Wahrheit!

Als Beispiel eignet sich hier wie im Beitrag erwähnt das Nahrungsergänzungsmittel GCMaf. Vier Studien veröffentlichte der Krebsimmunologe Yamamoto aus den USA dazu, drei müssten später zurückgezogen werden. Dass sie aber zuerst gedruckt werden und Opfer auf diesen pseudowissenschaftlichen Schwachsinn hereinfallen ist tragisch. Zur Verwirrung tragen zusätzlich falsche Fachkonferenzen dieser Fake Wissenschaftsverlage mit angeblichen Peer Reviews, die sehr oberflächlich oder viel zu großzügig ausgelegt werden bei. Das dient nicht dazu die Fachwelt zu überzeugen, sondern die Laien, die auf der Suche nach Heilung darauf hereinfallen. Die Moderatorin Mirjam Pielhau ist hierzulande das prominenteste Opfer einer solchen Fehlleitung.

Warum nutzen nun gut 50% aller an Krebs erkrankten Personen die so genannte Komplementärmedizin? Es sind ja auch durchaus Menschen dabei, die zunächst die Schulmedizin präferierten.

Es ist nicht immer der letzte Strohhalm nachdem man greift wenn man glaubt dass nichts mehr helfen kann. Es ist schlicht und einfach verlockend wenn Dir jemand erzählt, dass Deine potentiell lebensbedrohliche Erkrankung nicht nur heilbar ist, sondern dass DU selbst etwas dazu beitragen kannst gesund zu werden. Also nicht nur bestrahlt WERDEN oder die Chemo BEKOMMEN, sondern du zum Beispiel SELBST fasten kannst um Einfluss auf dein Immunsystem zu nehmen um die Krankheit aus eigener Kraft von innen zu zerstören. Dass man sich vielleicht SELBST Injektionen setzen kann um zu kämpfen. Dass man sich SELBST irgendwelche dubiosen Einläufe verabreicht oder nach minutiösem Plan täglich genau 73 Aprikosenkerne essen soll. Das hat eine unglaubliche Energie, und man fühlt sich nicht so sehr entmündigt, wie es die Krankenhausmedizin leider (betriebsbedingt) oft macht.

Doch darin liegt die Chance, die die Ärzte ergreifen sollten. Nehmen Sie die Patienten aktiv mit ins Boot! Lassen Sie sie mithelfen, teilhaben an der Heilung. Lassen Sie sie Kochkurse zur Unterstützung bei Krebs mitmachen. Halten Sie einen Plan für Sport speziell für betroffene Patientengruppen bereit! Legen Sie nicht nur einen Plan für Selbsthilfegruppen ins Wartezimmer sondern drücken Sie ihn den Patienten in die Hand. Markieren Sie die passende Gruppe, ermutigen Sie! Wenn die Schulmedizin ein positives Gesicht bekommt, sich die Patienten wahrgenommen und wertgeschätzt fühlen – was suchen sie dann noch bei einem Wunderheiler?

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PTA mit Leib und Seele.
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4 Antworten zu Alternatives bei Krebs – Teil 2

  1. nickel schreibt:

    Oh nein, dass Mirjam Pielhau gestorben ist, habe ich gar nicht mitbekommen. Ich habe sie sehr gemocht. 😦
    Ich denke mit Deiner Einschätzung triffst Du genau den Punkt. Aktiv gegen die eigene Krankheit vorgehen, das kann Berge versetzen.

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  2. TFH schreibt:

    Ein sehr guter Ansatz – der wohl die gesamte Ärztliche Kommunikation betrifft.
    Grundlegend sollte der Patient und der Arzt eben Verbündete sein,
    um die Krankheit zu bekämpfen.
    Wie realistisch die Umsetzung betriebsbedingt ist,
    ist eben fraglich..

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  3. Debbie schreibt:

    Das hilft auch nur bedingt. Zitat eines Arztes, der in den Bereichen arbeitet: Einem Krebskranken und jmd mit unerfülltem Kinderwunsch kannst du ALLES verkaufen! Die Leute wollen wahrscheinlich „Wundermittel“. Die Hoffnung eines unheilbaren, dass irgendwas vielleicht doch hilft, ist größer. Die Versprechungen sind zu verlockend. Wundert mich auch nicht. Wenn ich höre, wie viele Leute ernste/echte Probleme mit Zuckerwasser (aka Homöopathie) bekämpfen wollen, was für mich eine Art von Dummheit ist… wollen die Leute „betrogen“ werden. Wer einem dieser Quacksalber glaubt, glaubt mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch dem nächsten (in dem Fall der alternative Krebsarzt).

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