Wer oder was ist ein Werzwisch wird der ein- oder andere fragen. Ich wäre wahrscheinlich ebenso ahnungslos gewesen, wenn ich nicht eine Oma aus Hessen gehabt hätte.
Ein Werzwisch ist sozusagen die Hausapotheke von vor langer langer Zeit. In frühchristlicher Geschichte wurde er als heidnisches Brauchtum verboten, aber im 9. Jahrhundert wieder eingeführt. Der Name leitet sich von Werz (Gewürz) und Wisch (Bündel) her und bezeichnet einen Kräuterstrauß, der in der zweiten Augusthälfte gesammelt wird. Dann ist die Wirkstoffkonzentration nämlich am höchsten.
Zu Mariä Himmelfahrt kann man ihn in der katholischen Kirche weihen lassen. Danach wird er auf dem Dachboden zum trocknen aufgehängt. Dort soll er das Haus vor Blitzeinschlag schützen.
Die tiefere Bedeutung liegt aber wohl in der Heilkraft der Kräuter. Wie bei einer Hausapotheke wurde ein Teil des Büschels als Tee aufgebrüht wenn ein Hausbewohner krank wurde. Auch kranke Haustiere oder kalbende Kühe bekamen Teile davon zu fressen um zu Kräften zu kommen.
Die Zusammensetzung ist in jeder Region anders, da ja auch nicht überall die gleichen Heilkräuter wachsen. Ich erinnere mich aber, dass bei uns in der Mitte des Straußes immer die Königskerze stand. Auch Spitzwegerich, Kamille, Johanniskraut und Malve war dabei.
Wer weiß, vielleicht mache ich mich nächstes Jahr auch mal daran zu sammeln. Ich muss ihn ja nicht weihen lassen, aber das ist zum Beispiel ein Wissen, das ich gerne an die „nächste Generation“ weitergeben würde. Ein bisschen Botanik kann jedenfalls nicht schaden…