Schachtelschubse

Statt es im Neuen Jahr versöhnlich angehen zu lassen sind offenbar einige Kunden hier eher auf Krawall gebürstet. In dieser Woche haben wir nicht nur ein offenes und ziemlich drastisch beleidigendes Wortgefecht vor der Türe miterlebt. Einer unserer Kunden hat sich (angeblich) für immer von uns verabschiedet, weil er ein verschreibungspflichtiges Medikament das er aus seiner Historie heraus noch niemals hatte ohne Rezept bei uns nicht kaufen konnte. Ich glaube sowas ja erst, wenn er wirklich ein halbes Jahr weg bleibt… Der Chef sah das drastischer und hat direkt die Kundenkarte gelöscht und die Arzneimittel vom Lager genommen die er immer hier geholt hat. Sollte er also wiederkommen wird er sich wundern…

Meine liebe Kollegin Lea hatte dagegen eine richtig blöde Begegnung mit einer Kundin die sich offensichtlich für was Besseres hält und meint, alles um sie herum schikanieren zu dürfen.

Es fing damit an, daß sie schon leicht ausfällig wurde, als eines ihrer Medikamente nicht da war und bestellt werden musste. Bei der Abholung ging es dann weiter. Jetzt behagte der Dame die Arzneiform nicht. Sie sei ungeeignet für ihre Bedürfnisse.

Was sie genau brauchte, darüber gab sie nur sehr nebulös Auskunft, daß das was vor ihr auf dem Tisch lag ihren Ansprüchen nicht genügte, daraus machte sie jedoch keinen Hehl.

„Sagen sie mal, wie kommen sie denn dazu mir sowas anzubieten?“

Lea entgegnete, daß der Arzt das so verordnet habe.

„Na und? Es ist doch ihr Job da nachzuhaken ob das stimmt! Sie hätten mich schon bei meinem ersten Besuch darauf hinweisen müssen!“

Lea war sichtlich angegriffen. Als die Kundin gegangen war setzte sie sich nach hinten und musste erst einmal vier Kekse essen um sich zu beruhigen.

„Weißt Du- vielleicht haben die ja Recht. Vielleicht sind wir Hänschen* ja wirklich nur die blöden Schachtelschubsen und man darf uns so behandeln. Vielleicht hätten wir besser was richtiges studiert, dann würde man uns nicht so behandeln. Als Hans meine ich…“

(*- ein Kunde wollte einmal nicht von mir beraten werden, weil ich nur PTA bin und erbat sich mit den Worten „Ich will hier vom Hans bedient werden und nicht vom Hänschen“ eine Beratung durch einen Apotheker. Das ist jetzt hier ein running gag geworden).

Als ich ihr energisch widersprach kam natürlich der Spruch, den wir immer mal zu hören bekommen als Dienstleister „Der Kunde ist halt König“.

Ja. Der Kunde ist König liebe Lea, aber nur wenn er sich auch wie einer verhält. Ein guter Mitarbeiter dagegen ist ein Kaiser. Und im Falle meiner österreich-affinen Kollegin ist sie hier Sissi. Und ich hoffe wirklich, daß solche Zusammenstöße künftig nicht noch häufiger stattfinden wenn die Leute das Gefühl haben wir müssten ihnen die Füße küssen weil sie nicht online bestellen.

Ich finde wirklich und ehrlich, daß wir in der weit überwiegenden Mehrheit tolle und liebe Kunden haben, aber auf solche wie die oben genannten kann ich pfeifen. Puh… das musste jetzt mal raus…

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
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5 Antworten zu Schachtelschubse

  1. Naya schreibt:

    Ja, ein Kunde mag König sein, aber Könige, die ihr Volk wie Dreck behandelt haben, wurden auch schon mehr als einmal gestürzt und hingerichtet 😉

    Als Kunde sollte man seinen Dienstleister immer mit einem Mindestmaß an Respekt behandeln! Ihr seid schließlich keine Sklaven!
    Auch wenn man leider nicht jedem Arschlochkunden sagen kann, daß er gerade zu weit geht, keiner hat es verdient, sich so behandeln lassen zu müssen, egal wie lang die Ausbildung nun war.

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  2. Pharmama schreibt:

    Verstehe ich so gut.
    Leider sind das häufig die Kunden, die (trotzdem) wiederkommen. Bei uns auch – derjenige, den ich da letztens erwähnt habe im Blogpost und bei dem ich auch alle laufenden Scheine abgeschlossen habe und die noch offene Bestellung (nicht lieferbar) gleich gelöscht habe, kommt inzwischen auch wieder regelmässig. Dafür ist er aber immerhin jetzt ruhig.
    Im Falle von Apothekenkunden denke ich auch häufig, muss man mit der Aussage „Kunde ist König“ aufpassen. In erster Linie sind das Patienten, nicht Kunden. Und auch wenn sie häufig wegen ihrer Beschwerden leiden und Geduld verdient haben, wissen sie doch ziemlich sicher meist nicht besser, was am besten ist für ihre Behandlung oder welchen gesetzlichen Vorschriften die Medikamente unterstehen, die sie nehmen oder haben wollen.
    Auf jeden Fall ist gegenseitiger Respekt wichtig im Umgang – das hilft beiden Seiten.

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  3. ednong schreibt:

    Mit der Kundenkarte finde ich geil 🙂

    Der Kunde mag König sein, du musst dich allerdings nicht zu seinem Sklaven machen lassen …

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  4. TFH schreibt:

    Naja.. der Kunde ist König..
    was mit Königen passiert, die sich nicht benehmen können, zeigte die französische Revolution..
    ihre Kundenkarte wird gelöscht..

    Gefällt 2 Personen

  5. Boreal schreibt:

    ich sag dann immer: Das ist der Unterschied zwischen Dienstleistung und Prostitution

    Man muss sich nicht jeden Mist gefallen lassen.

    Lg Boreal

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