Zum schämen…

…kaum hat die Woche begonnen, müssen wir uns schon wieder schämen. Warum? Weil wir in einer Apotheke arbeiten natürlich.

1. Haben wir hier die erste offizielle „schäm-dich-Liste“ für nicht lieferbare Arzneimittel. Und – nein liebe Kunden, das hat nichts mit schlechter Lagerpflege, Faulheit oder Desinteresse unsererseits zu tun. Geiz ist geil, wie man so schön sagt, und hier ernten wir was wir all die Jahre über gesät haben. Woanders wird mehr bezahlt, also wird auch woanders verkauft. Nicht mehr in Deutschland. Schämt euch!

2. Die Kunden kommen wieder verunsichert zu uns, denn überall wird sinngemäß getitelt: „Magentabletten krebserregend!“, was mit dem Ranitidin- Rückruf zu tun hat. Nur erstens weiß offiziell noch niemand, mit welchen Mengen an NDMA hier gerechnet werden muss. Zweitens gibt es natürlich viele andere „Magentabletten“ die gar nicht betroffen sind. Aber Hauptsache den Menschen Angst gemacht und sie verunsichert, dann klicken sie Überschriften viel besser an. Schämt euch!

3. Der Glukose- Tod der jungen Frau samt Fötus. Furchtbar! Schrecklich! Aber deshalb gleich einmal alle Apotheken über einen Lamm scheren und die Arbeit aller in den Dreck ziehen die in der Rezeptur arbeiten? Leider Gang und Gäbe. Wir wissen alle nicht, wer die Schuld dafür trägt, und so lange sollten wir die Füße stillhalten und nicht gleich mit Fingern auf den Apotheker und seine Angestellten deuten. Alle die das getan haben: Schämt euch.

So. Jetzt genug geschämt. Morgen werde ich das letzte Beispiel nutzen, um meiner PTA Klasse vor Augen zu führen, wie verdammt wichtig die Identitätsprüfungen und die Sauberkeit am Arbeitsplatz sind. Wer weiß schon, wie genau welches Gift seinen Weg in den Eimer gefunden hat… es ist wirklich das Schlimmste eingetreten was hätte passieren können. Ich schäme mich nicht, ich trauere mit.

Über ptachen

PTA mit Leib und Seele.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Zum schämen…

  1. Tabea Langanki schreibt:

    Liebes PTAchen,
    Toller Artikel, leider so wahr. So viel Leid, bei dem andere ihre „Gewinnchance“ sehen. Es scheint nur um Geld zu gehen, bei den Lieferengpässen, bei den „Magentabletten“ und sogar bei dem traurigen Tod von Mutter und Kind. Die Berichterstattung (die grundsätzlich gerechtfertigt ist) wird reißerisch genutzt obwohl es nur traurig ist.
    Noch wissen wir nicht warum es passiert ist und PTAchen, ich gebe dir recht, solange müssen wir warten und dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    Auch ich trauere mit.

    Gefällt 1 Person

  2. Nanny Ogg schreibt:

    Schämen, weil man in einer Apotheke arbeitet? Warum? Dafür sehe ich keinen Anlass:

    1. Apotheken haben daran keine Schuld. Es können nur die Medikamente ausgehändigt werden, die geliefert werden. Diese Schuld liegt bei anderen.

    2. Wenn ein Hersteller pfuscht oder Informationen verfälscht weitergegeben werden, hat trifft die Apotheken ebenfalls keine Schuld.

    3. Ein Einzelfall. Bedauerlich, wäre besser nicht passiert, keine Frage. Aber eine andere Apotheke hat in diesem Fall wieder mal keine Schuld.

    Alle diese Fälle sorgen bei mir nicht im geringsten für Zweifel an meiner Stammapotheke oder den anderen, die ich aufsuchen würde, wenn ich diese nicht aufsuchen kann sondern auf eine andere ausweiche. Sie bestätigen mich aber darin, Medikamentenhändler auch weiterhin zu meiden.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..