…werde ich im Juni. Und jedes Jahr ein kleines bisschen mehr. Warum? Das liegt an meinen Schülern.
In jedem Jahr das ich bisher unterrichten durfte, wachsen sie mir ein kleines Stückchen mehr ans Herz, ist das normal? Es waren aber auch zwei außergewöhnliche Klassen, die ich in diesem Jahr begleiten durfte.
Zu Beginn fiel die Begrüßung etwas frostig aus, denn die Lehrerin von der ich meinen Kurs übernahm war alles andere als beliebt. Das besserte sich aber zusehends.
Mir wurde heute attestiert, dass ich bis zum Schluss „streng aber gerecht“ war. Dass ich selten einmal Fehler oder Mogeleien übersehe, aber nicht nachtragend bin. Dass ich viel verlange, aber auch viel vermittle. Und dass man einiges lernt, und genau so viel dabei lacht. Dass man mit allen apothekenbezogenen Themen zu mir kommen kann, und dass ich Verständnis habe. Dass man gesehen hat, wie ich mich bei blöden Fehlern ärgere, und mich über gelungenes mitfreue.
Was ich von Beginn an wirklich wollte, ist Wissen vermitteln, Freude am Beruf der PTA zu wecken, die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuzeigen, die man mit diesem Beruf hat, aber auch die Grenzen zu verdeutlichen. Wer hier „mehr“ aus sich machen möchte, der hat es nicht leicht. Der muss die Zähne zusammenbeißen und auf vieles verzichten.
Belohnt wird man mit einem der tollsten Jobs der Welt (ja, das sehe ich immernoch so!) mit einem schönen Mix aus Büro, Handwerk, Beratung und Dienstleistung. Und wenn dann auch noch das Setting (Verdienst, Kollegen, Standort, Chef) passt, dann fängt man früh an, die Rente zu fürchten 😉
Offenbar ist mir das bei meinen Schülern ganz gut gelungen. Sie drücken mir für meine eigene Prüfung zur Technischen Lehrkraft in 14 Tagen genauso sehr die Daumen, wie ich ihnen in einer Woche wenn sie ins Examen gehen.
Warum also Wehmut? Ich weiß etwas, was sie nur ahnen können: wir werden uns nicht wiedersehen. Die Schüler erleben ihren letzten Unterrichtstag heute wie einen der letzten Meilensteine die es zu überwinden gilt. Die Zeit fliegt nur so, sie wollen es hinter sich bringen. Ich kann das total nachvollziehen – das Abenteuer Apotheke erwartet sie!
Ich dagegen blicke bald in 40-60 neue Gesichter und werde mir neue Namen merken und wieder von vorne beginnen. Werden sie genauso aufmerksam sein? Genau so witzig? Genau so sozial? Ich bin gespannt!
Ich hätte nie gedacht, dass ich etwas finde, das mir so sehr liegt wie die „Apotheke-vor-Ort“, doch ich fühle mich hier am richtigen Platz. Ich kann Neugier wecken, ich kann Dinge näher bringen und verständlich erklären. Es ist einfach schön, tut gut, gibt mir etwas, das im Alltag manchmal untergeht, nämlich Wertschätzung.
Ich habe mich heute nach dem Unterricht noch ein Stündchen ins Lehrerzimmer gesetzt – so ganz alleine am Arbeitsplatz bin ich ja gerne – und habe die Stille gehört. So lange bis unsere Putzfrau laut singend um die Ecke kam und sich erschrocken hat, dass da noch jemand sitzt. Wir haben uns dann einen Kaffee und einen Ventilator geschnappt, und noch ein bisschen gequatscht.
„PTAle“ hat sie gefragt „kennst Du eigentlich die anderen Räume auch, in denen Du nicht unterrichtest?“
„Meinst Du das Lager?“
„Nee! Die anderen Räume, die nicht zum PTA Bereich gehören!“
(An unserer Schule werden auch andere Berufe ausgebildet)
„Nein. Da hab ich ja auch keinen Schlüssel!“
„Na dann komm mal mit, ich mach ’ne Führung für Dich.“
Und so habe ich heute mehr von der Schule gesehen als in den letzten 3 Jahren. Es war sehr interessant! Und hat mir mal wieder etwas gezeigt: wenn man sich darauf einlässt und aufgeschlossen ist, wenn man grundsätzlich freundlich und optimistisch in die Welt hinausgeht, wenn man interessiert an allem ist und auch mal Stille zulassen kann, dann wird man mit tieferen Einblicken belohnt als sie andere bekommen.
Das gilt für Gebäude, für Wissen und für Menschen.
Das ist ja schön, dass du so nette Schüler hattest. Du wirst einigen oder sogar vielen sicherlich im Gedächtnis bleiben, da bin ich mir sicher. Mir ergeht es zumindest so mit den guten Lehrern – die habe ich bis heute noch im Gedächtnis, selbst aus der Grundschule. Und das liegt schon lang, lang zurück.
Und die Putzfrau (oder Reinigungsfachkraft oder wie auch immer man die Mitarbeiter nennt) ist ja cool drauf. Eine Führung – das finde ich ja stark.
Und klar, Offenheit ist gut und wichtig. Leider nur nicht immer jedem möglich, ganz besonders schwer dann nach schlechten Erfahrungen.
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