Gestern war es soweit, und ich habe die letzte Prüfung abgelegt, die mich zur „Technischen Lehrkraft“ gemacht hat. Es war eine intensive Lernzeit, neben der normalen Arbeitszeit und der Familie in meinem „fortgeschrittenen Alter“ noch einmal ein solch umfangreiches Pensum zu lernen.
Schulrecht, Pädagogik, Didaktik, Sozialformen und Lehrmethoden standen genauso auf dem Plan wie Geschichte und Psychologie. Ich habe sehr viel gelernt. Über mich und über die Schule. Es fühlt sich trotzdem seltsam an, das der Lerndruck jetzt weg ist.
Die Prüfung selbst bestand aus einem Rollenspiel im Schulrechtsteil und drei, vier zusätzlichen Fragen zur Notenverteilung, doch den größten Teil machte eine Erörterung aus, für deren Vorbereitung ich 30 Minuten Zeit hatte. Grob umrissen: ich sollte einen Bogen schlagen von den Idealen Humboldts zur „Generation Z“.
„Wie viel Humboldt möchten Sie Ihren Schülern heute angedeihen lassen, und warum?“
Und: „Warum ist der Staat abgekommen von der Schulpolitik wie Humboldt sie im Sinn hatte, was denken Sie?“
Mein Dozent grinste (freundlich) als er mir die Fragen in die Hand drückte. „Ganz ehrlich? Ich weiß eigentlich selbst nicht so recht, wie man Generation Z und Humboldt miteinander verknüpfen kann, aber wenn das jemand hinbekommt, dann Sie.“
Zwischendurch war ich so „voller Humboldt“, dass ich die Dinge die ich sagen wollte alle im Kopf hatte, aber mir einfach die Worte fehlten. Ich hätte meine Gedanken zu diesen Themen besser im Vorfeld mal mit jemandem besprochen, und mir nicht immer wieder nur überdacht. Das nahm mir zwischendurch leider immer mal den Sprachfluss, und damit den Wind aus den Segeln. Irgendwie scheine ich es aber doch geschafft zu haben.
All die Dinge wie Klafkis Theorien und seine konstruktivistisch-kritische Didaktik, die Dialektische Didaktik, die Bloomsche Taxonomie, Motivation, Pestalozzi, Binnendifferenzierung und deskriptive Möglichkeiten den Lehr/Lernstand der Schüler zu erfassen habe ich nun vor allem im Humboldtschen Sinn gelernt. Für die allgemeine Bildung, denn abgefragt wurden sie nicht. 😉
Am Ende stand die Note 1,3. Doch was mich noch mehr freute als die Zahl, waren die Worte des Dozenten der sagte, ich sei hier „genau am richtigen Platz“. In der Schule und bei den Schülern. Das tat unendlich gut und ist auch das, was ich fühle. Die Schule ist die ideale Ergänzung, zu dem was mir gefehlt hatte.
Der Rest des Tages verlief einigermaßen unspektakulär, denn ich habe bis in die Abendstunden die Examen meiner Schüler korrigiert (und mich maßlos über die Korrektur des Erstprüfers geärgert). Jetzt fiebere ich mit meinen Kolleginnen mit, die erst noch drankommen. Am Freitag Abend sehen wir uns dann ein letztes Mal zum Abendessen. Ich freu‘ mich drauf!
Ich lese hier schon länger still mit. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. Das ist ja wirklich gut gelaufen. Weiterhin viel Freude beim Unterrichten.
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Bin schwer begeistert! Chapeau! 👍 Solche Lehrer/innen braucht’s dringend!😘
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Das ist ja cool – Glückwunsch!
Und schön auch, dass du es als ideale Ergänzung siehst. Dann wird dir das Ganze noch mehr Spaß machen.
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Herzlichen Glückwunsch !
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