Abgesang auf die Corona-Testungen

Wieder einmal erreicht eine Verordnung ihr Ablaufdatum, und wieder sieht es so aus, als würde sie zu schlechteren Konditionen verlängert werden. Es handelt sich um die Corona-Testverordnung, die zum 25.11. 2022 endet und für weniger Vergütung verlängert werden soll. Doch wie gehen die Apotheken jetzt damit um, dass sie noch weniger Ertrag für den großen Aufwand erzielen, den sie tagtäglich neben ihrem Hauptgeschäft leisten? Spoiler Altert: wir machen dicht.

Die Vorstadtapotheke hat als eine der ersten Apotheken hier im Umkreis mit den Testungen angefangen. Wir waren in einer der ersten Online-Schulungen zum “Popeltest” ganz vorne mit dabei, und haben im Anschluss in den örtlichen Schulen und Kindergärten mehrmals wöchentlich Testungen durchgeführt. Zu Beginn sind wir dort sogar zu dritt hingefahren, zu einem Zeitpunkt an dem man noch gar nicht so genau wissen konnte, wie ansteckend das neue Virus sein wird.

Wenigen Wochen später haben wir uns unser Testzelt vor die Apotheke gestellt und die Menschen getestet, die sich über verschiedene Online-Tools oder durch Ausfüllen eines Fragebogens dazu anmeldeten. Es war stressig, aber die Angst sich anzustecken schwand mit der Zeit. So lange, bis ich mich dort tatsächlich ansteckte, aber das steht auf einem anderen Blatt…

Wir haben immer alles gegeben, uns dort auch viel Negatives anhören müssen. Aber wir haben auch mit den Menschen gelitten, denen es nicht gut ging. Wir haben Händchen gehalten und getröstet, wir haben diskutiert und uns gefreut, wenn der Test (wieder) negativ war. Alles unter Zeitdruck, denn häufig standen lange Schlangen vor dem Zelt, und wir waren irgendwann dabei nicht mehr zu dritt, sondern nur noch zu zweit und seit über einem Jahr sogar ganz alleine für die Testungen zuständig. Abwechselnd natürlich, damit es fair bleibt und im Team keine Unruhe entsteht.

Dann kam die Zeit der Zuzahlungen und Aufzahlungen zu den Tests, je nach dem für welchen Zweck sie bestimmt waren, Damit verbunden eine ganze Menge an Dokumentation, die ebenfalls gepflegt werden musste. Die Bürokratie übernahm das Steuer, und es wurde nochmals beschwerlicher und schlechter vergütet.

Inzwischen ist unser Bundesland unter einem der vieren, die die Quarantäne für Coronapositive beendet haben, und es melden sich immer weniger Menschen zur Testung an. Im Grunde nur noch diejenigen, die in ein Krankenhaus zu einer OP gehen müssen, die in Reha gehen oder in Urlaub oder auch diejenigen, die Angehörige im Pflegeheim besuchen. Es lohnt sich also schon eine Weile lang nicht mehr wirklich, der tägliche Kampf im Testzelt, aber es ist Kundenservice.  

Jetzt nähert sich aber das Ende der Testverordnung, und die Vergütung wird so schlecht, dass wir im Grunde genommen drauflegen müssen. Das ist ein Unding und nicht tragbar. Um uns herum haben schon fast alle Testhäuschen dicht gemacht, und wir haben im Grunde nur noch offen, weil die Menschen hier auf dem Land kaum noch Möglichkeiten haben, sich testen zu lassen, wenn wir auch noch gehen. Aber ist das ein guter Grund? Ich denke nicht. Wir sind nicht dafür verantwortlich, die Unterlassungen der anderen abzufedern, und sind jetzt einfach an dem Punkt angelangt, an dem auch wir die Schotten dicht machen.

Pünktlich zum 25.11. schließen sich die Pforten für die regulären Tests, und nur unsere Stammkundschaft die ihre Partner im Pflegeheim besuchen, dürfen noch zu uns kommen. Ihnen wollten wir diese Möglichkeit nicht verwehren. Alle anderen mobilen Menschen müssen sich jetzt jemand anderen suchen, der ihnen erklärt, wie lange sie jetzt als ansteckend gelten, warum der Abstrich “nur bei uns” so tief und unangenehm ist, warum ich bei schlechten Lichtverhältnissen im stehen keine Rachenabstriche mache und warum die Regierung immer so einen Sch… beschließt. 3 Jahre popeln gehen zu Ende. Ich bin nicht böse drüber…

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PTA mit Leib und Seele.
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Eine Antwort zu Abgesang auf die Corona-Testungen

  1. ednong schreibt:

    Es ist unglaublich, wie viel die Politik scheinbar aus den fast 3 Jahren Pandemie gelernt hat …

    Schade, wirklich. Aber draufzahlen sollte keiner der Tester. Und gleichzeitig weiß man dann auch die Qualität der Statistik besser einzuschätzen.

    Gefällt 1 Person

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