Wenn die rechte Hand nicht weiß…

…was die linke tut, dann ist es Zeit darüber nachzudenken was da schief läuft. Und damit ist ausnahmsweise mal nicht unsere Apotheke gemeint, sondern eine Pflasterfirma – aber ich fange von vorne an. Heute war mal wieder ein Vertretertag, sprich die Außendienstler gaben sich bei uns die Klinke in die Hand. Ich weiß nicht, wie die das machen, aber ich habe manchmal den Eindruck die sprechen sich ab, um dann alle gemeinsam über uns herzufallen, nachdem tagelang kein einziger zu sehen war. Der Chef war auf einer Versammlung der Kammer, also war ich alleine für vier Vertreter zuständig, und war den halben Vormittag damit blockiert. Zuerst kam „Mr. Beiersdorf, der sich immer vorher avisiert und schon mal vorab sagt, was er besprechen will. Das führt zwar zu einer gewissen Vorarbeit, aber man weiß zumindest ungefähr was einen erwartet, und das ist gut so. Nachdem er gegangen war kam direkt der „Pfizer“ Mann, der sich nicht angemeldet hatte. Was ich außerdem nicht leiden kann ist die umständliche Retourenabwicklung, denn er nimmt nichts mit. Wir müssen die verfallene Ware in der Regel immer über die Firma retournieren, alles per Post einschicken und bekommen meist einen Ausgleich in Ware, sprich in „Centrum“ Vitamintabletten. Da wir diese nur schleppend abverkaufen müssen wir die auch meist wieder zurück geben und das gibt dann einen elenden Kreislauf. Naja – das letzte mal hat uns der Großhandel zum Glück einiges im Warenrückkauf abgenommen, aber ideal ist diese Vorgehensweise nicht.  Als dritter Vertreter kam Herr „Gothaplast“, und der war die eingangs erwähnte „rechte Hand“.
Viele Firmen leisten sich zwei verschiedene Außendienstler, einen der die Apotheken besucht und Ware verkauft die ohne Rezept abgegeben werden kann, und einen der die Ärzte besucht und die Produkte vorstellt die verordnet werden sollen. Pflaster- und Wundauflagenhersteller haben beides im Sortiment, und so kommt es zu Verwicklungen. In einem PTA Forum kursierte nämlich kürzlich dieses Foto, aufgenommen in einer Arztpraxis:

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Also eine recht deutliche Aufforderung die Apotheken zu umgehen und direkt bei der Firma zu bestellen, zumindest macht es den Anschein. Dass wir Apothekenmitarbeiter das nicht besonders klasse finden dürfte klar sein. Ich konfrontierte den Pharma Außendienst von Gothaplast damit und sagte ganz klar, dass wir keine Pflaster seiner Firma mehr bestellen und verkaufen, so lange eine solche Politik betrieben wird. Er war wirklich völlig platt, kannte dieses Schreiben seines Arbeitgebers nicht und fiel aus allen Wolken.

„Das ist ja tödlich für uns Außendienstler, ich werde da gleich mal anrufen was das soll!“

Sprachs und verschwand wieder. Ein paar Minuten später stand er wieder auf der Matte und fragte, ob mich jemand aus der Firma zurück rufen könne, dort sei auch nichts bekannt. Am Nachmittag kam dann ein Anruf und ich leitete das Foto weiter. Bin mal gespannt ob wir davon nochmal was hören. Die Dame am Telefon war ebenfalls völlig verwundert und kannte dieses Schriftstück auch nicht. Da muss ich mich doch fragen, was bei dieser Firma falsch läuft. Irgendjemand muss das doch verfasst, und an die Arztpraxen verteilt haben! Irgendwo müssen doch auch die Rezepte mit den Bestellungen eingehen! Wie gesagt, wenn die rechte Hand nicht weiß was die linke tut wird es schwierig zu argumentieren…

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7 Antworten zu Wenn die rechte Hand nicht weiß…

  1. ednong schreibt:

    Einfach mal die 0800er-Nummer anrufen und erfragen, wo man da genau landet …

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  2. ednong schreibt:

    Ups
    … und sich dann von dort weiterverbinden lassen. Entweder zu der Dame, die du schon am Telefon hattest oder zur Leitung der Bestellannahme.

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  3. ednong schreibt:

    Und hey,
    vielleicht könnt ihr da noch vieeel billiger bestellen für die Apotheke …
    … immerhin eine kostenlose Telefonnummer, Gratis-Umschläge …

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    • ptachen schreibt:

      Gute Idee 😉
      Die Nummer wollte ich nächste Woche mal ausprobieren, das ist ja im Grunde das einfachste um dahinter zu kommen in welchem Umfang wir Apotheken da vera… werden…

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  4. Old_Surehand schreibt:

    Diese Vorgehensweise ist bei Gotha-Plast normal. Ein solches Papier bekomme ich regelmäßig, wenn der Außendienstler bei mir auftaucht. Früher wurde mir dann auch gesagt, dass die Produkte nur über die Fa. zu bekommen seien (mittlerweile nicht mehr).

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    • ptachen schreibt:

      Das ist sehr, sehr interessant! Ich hatte schon fast geglaubt der Firma Unrecht getan zu haben, so völlig entsetzt und aus allen Wolken gefallen wie sich der Vertreter benommen hat… Danke für die Info!

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  5. Wölfchen schreibt:

    Bin ich froh, dass die Gotha-Vertreter sich nicht zu uns einfinden. Und unsere Ärzte mit so etwas kurzen Prozess machen und die Broschüren* unbelesen wegwerfen.

    *=sofern das jetzt nicht wirklich was super neues und modernes und noch nie dagewesenes ist – und das ist ja vergleichsweise recht selten. 🙂

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